Das Main Character Syndrom: Vom TikTok-Trend zum Bestandteil meiner Lebensphilosophie

  • Lesedauer: 2 Minuten

Es fing alles mit einem Tik Tok-Trend an, der mich zum Nachdenken gebracht hat, wie das Leben wäre, wenn sich die ganze Welt nur um mich drehen würde. Naja, wie in den Filmen eben. In all den Videos waren Personen zu sehen, die sich ihr Leben in verschiedenen Szenarien neu vorstellen und ihre Geschichte so erzählen, wie sie sie für real hielten.

Ich meine, wenn ich meine eigene Geschichte noch einmal schreiben könnte, dann wäre ich jetzt sicher auf Bali und würde mich dort vergnügen und mir nicht hier den Hintern abfrieren, aber wer würde das nicht wollen?

Das Main Character Syndrom bezieht sich im Grunde darauf, dass man sich selbst die Hauptrolle in einer fiktiven Version seines eigenen Lebens verleiht. Ich neige oft dazu in die Hauptrolle zu schlüpfen, aber meistens in bestimmten Situationen. Beispielsweise dann, wenn ich meine Musik auf der Bühne aufführe oder Musik schreiben muss. Es ist in etwa so als hätte ich eine Superkraft, die ich ein- und ausschalten kann.

Wann ist es okay, die Krone runterzunehmen? 

 

Wenn ich “W1ZE” bin und mein Ding machen muss, schalte ich den Superkraftschalter auf Vollgas und meine Kreativität scheint fast grenzenlos zu sein. Es ist wie eine Art Antrieb.

© Valerie Logar

Man kann höhere Ziele erreichen, wenn man sich anstrengt und hervorsticht. Letzten Endes sind wir alle Individuen, mit unseren eigenen Geschichten und eigenen Zeitverläufen. Sich selbst als Hauptfigur zu sehen, kann manchmal grundlegend für das eigene Wachstum sein. Mich selbst in einem neuen Licht zu sehen, hat mich auch mehr über mich selbst reflektieren lassen. 

Die Kehrseite: Auch, wenn ich noch nicht lange in der Musikindustrie bin, habe ich gemerkt, wie anstrengend es zeitweise sein kann, ständig im Mittelpunkt zu stehen. Deshalb trete ich oft zurück, wenn ich nicht im Rampenlicht stehen muss.

Um ehrlich zu sein habe ich das Gefühl, dass ich mehr introvertiert als extrovertiert bin. Vor allem in letzter Zeit nehme ich meine Umgebung noch bewusster wahr als sonst. Es ist einfach so viel Irres im Gange und das kann ziemlich überwältigend sein.

© Valerie Logar

Von Super Hero zu Super Zero

 

Wir leben in einer Gesellschaft, in der fast jede*r mittlerweile das Ziel hat, herauszustechen, also der Main Character zu sein. Auch bedingt durch den fünften Lockdown (in Wien zumindest) fühlt es sich an, als ob der einzige Weg, sozial zu überleben, darin bestehe, ständig online zu sein. Ich habe bereits bemerkt, wie sich die Menschen verändern und es ist beängstigend, wie weit sie gehen, um sich online perfekt zu präsentieren. 

 

Wir vergessen dabei, dass die Welt, auch wenn jeder von uns eine persönliche Geschichte hat, größer ist als wir selbst und, dass es uns besser gehen würde, wenn wir alle ein Stück weit mehr auch auf andere schauen würden und kooperativer wären.

Meiner Meinung nach kann und sollte das Rampenlicht immer geteilt werden! Ich bin dafür, dass Menschen ihre Komfortzone verlassen sollten, um mehr Bewusstsein für sich selbst zu bekommen und um die Vorteile des Main Character Syndroms zu genießen. Aber in diesem Verhalten wünsche ich mir, dass die Menschen in der Lage sind, bodenständig zu bleiben. 

Es ist sehr wohl möglich, eine gesunde Wechselbeziehung mit seiner eigenen Hauptfigur Rolle zu haben. Also warum nicht einfach mal einen Versuch wagen? Deshalb: Be the queen you were destined to be, but be humble doing it.

Über W1ZE:

W1ZE ist ein aus Simbabwe stammender Singer, Songwriter und All-around Genius. W1Ze besticht mit seinem musikalischen Talent gleichsam wie mit seiner schillernden Persönlichkeit.