Lebe ich für mich oder für meine Eltern?

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Soll ich meine eigenen Bedürfnisse verfolgen oder die meiner Eltern priorisieren? Das ist wohl eine Frage, mit der sich vor allem viele Migra-Kids beschäftigen müssen, weil es dann manchmal heißt, dass sie ihre Eltern nicht respektieren, wenn sie ihren eigenen Weg gehen. Journalistin und Influencerin Berfin Marx gibt dir hilfreiche Tipps, wie du mit so einer Situation umgehen kannst.

Migra-Eltern haben hohe Anforderungen gegenüber ihren Kindern. Nicht nur, weil wir es in Österreich “einfacher“ haben, sondern weil sie immer darauf zurückgreifen, dass sie viel für uns aufgeopfert haben. Das stimmt. Keiner wird das leugnen.

Ein ständiges Bewegen zwischen zwei Welten

Karrieretechnisch haben Migras beschränkte Optionen.Wenn es nach den Wünschen unserer Eltern ginge, heißt es: Entweder wirst du Arzt*Ärztin, Ingenieur*in oder Anwalt*in. Es sind Prestige-Jobs, durch die wir irgendwann mal reich werden und damit unsere Eltern “retten” sollen.

Abgesehen davon, dass Kinder aus Arbeiterfamilien und Migra-Familien sowieso statistisch gesehen eher den Bildungsweg abbrechen, sind wir oft diejenigen, die generationales Trauma durchbrechen müssen, mit Rassismus (und Sexismus) konfrontiert sind und uns stets zwischen zwei Welten bewegen müssen. Wir müssen oft “Masking”“ betreiben. Ein Prozess, in dem wir oft unsere eigene Persönlichkeit oder unser natürliches Verhalten verstecken müssen, wenn wir uns z.B. in weißen oder elitären Spaces bewegen.

Idealerweise sollen wir, neben unserem erfolgreichen Karriere- und Bildungsweg, früh genug heiraten, selbstverständlich eine traditionelle Hetero-Beziehung führen, Kinder kriegen und uns stets so verhalten, dass der gute Ruf der Familie erhalten bleibt.



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Generationale Trauma beenden

Ja, es stimmt, wir haben weitaus mehr Privilegien als unsere Eltern. Und das dank ihnen. Doch wenn wir generationale Trauma beenden müssen, gehört das Hören auf unsere eigenen Bedürfnisse dazu. Es hilft, die Gründe für die hohen Erwartungen unserer Eltern verstehen zu lernen. Darüber hinaus müssen wir aber auch realisieren, dass wir unser Leben für UNS gestalten müssen. Sonst werden wir uns nie erfüllt fühlen. Was mir auch immer sehr hilft, ist mit meiner Community zu sprechen und zu sehen, dass ich mit diesen Gefühlen nicht alleine bin. 

 

 

© Pexels| Loc Dang

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass wir uns frei von den Erwartungen unserer Eltern entwickeln müssen, um uns selbst zu finden. Gleichzeitig können wir aber respektvoll auf die Hingabe unserer Eltern zurückblicken und ihnen dafür danken.

About Berfin Marx

Berfin Marx studiert Politikwissenschaften. Auf ihrem IG-Account @berfin.marx schafft sie einen Safe Space, bei dem sie über Rassismus, intersektionalen Feminismus und Klassenbewusstsein aufklärt und andere Menschen dazu inspiriert, sich zu engagieren oder einfach nur ihren Wissenshorizont zu erweitern.