Ein Tag im Leben eines Character Animator

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“Ich erwecke Dinge zum Leben und lasse sie bewegen” – Max, 21 Jahre alt, ist Character Animator und macht genau das: Er animiert Charaktere. Menschliche oder tierische. Wie sein Alltag aussieht, wie er zu diesem Beruf gekommen ist und welche Tipps er anderen, die in dieser Branche Fuß fassen wollen, mitgeben kann, haben wir ihn gefragt.

Hallo Max. Wann startet dein Tag? 

Das ist oft unterschiedlich. Kommt ganz darauf an, wie viel ich zu tun habe. Meistens stehe ich etwa um halb 9 auf, manchmal gehe ich aber auch erst um 3 oder 4 schlafen. Dann kann das Ganze auch später werden.

Was kommt zuerst: Kaffee oder Laptop einschalten? 

Leider Laptop einschalten. Ich weiß, das ist keine gute Angewohnheit.

Wie erklärst du deiner Oma, was du machst? 

Ich erwecke Dinge zum Leben und lasse sie bewegen. Ich bin als Animator tätig. Meistens animiere ich Charaktere – Mensch- oder Tier-artige Wesen.

© Max - instagram.com/oidabrudi

Was genau macht ein Character-Animator? 

Jeder weiß, was Animation ist, oder? Cartoons, Zeichentrickfilme, Stop-Motion oder heutzutage 3D-Animation sowie VFX (Visual Effects), wie in den meisten Filmen zu sehen – das alles wird als Animation bezeichnet.

Ganz grundlegend funktioniert jede Animation gleich: Mehrere Einzelbilder werden aneinandergereiht und in einer bestimmten Geschwindigkeit gezeigt. So entsteht die Illusion von Bewegung.

Das passiert meistens bei etwa 24 fps (Frames per Second). Das heißt, es werden 24 Bilder pro Sekunde gezeigt. Etwa ab diesem Wert ist es für das menschliche Auge möglich, Bewegungen flüssig wahrzunehmen.

Ein*e Animator*in bringt so einen Charakter in Bewegung und erweckt die Figur so zum Leben.

Wo beginnt bei dir die Arbeit?

Ich bzw. der/die Animator*in muss, bevor er*sie wirklich animiert, darüber nachdenken, wie sich der Charakter bewegen könnte, damit es möglichst lebensecht und natürlich aussieht. Und es muss natürlich auch zur Rolle des Charakters passen. Es würde ja wenig Sinn machen, wenn eine Figur, die wie ein Bär aussieht, sich auf einmal wie ein Vogel bewegt.

Je nach Größe des Teams, in dem ich arbeite, variieren die Aufgabenbereiche. Da bleibt es nicht immer nur beim Animieren, sondern in kleineren Teams kann es durchaus passieren, dass ich auch am Designprozess des Charakters oder beim 3D Modeling beteiligt bin.

In welcher Branche kannst du mit deinen Fähigkeiten arbeiten?

Hauptsächlich in Film- und Serienproduktionen, aber auch in Computer-, Konsolen- und Mobile-Spielen. Aber auch im Werbebereich werden Character Animator*innen gebraucht.

Kommen manchmal lustige Kund*innen-Anfragen rein? 

Ich finde alles irgendwie lustig. Solange es Spaß macht, probiert man gerne etwas Neues und alles wird irgendwie interessant.

Wirklich absurde Anfragen habe ich noch nicht erlebt. Aber ich weiß, dass auch in der Porno-Industrie viele Animatoren benötigt werden. Da gibt es aber aktuell in Asien eher den Markt dafür.

© Max - instagram.com/oidabrudi

Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei dir aus? 

Beruflich beschäftige ich mich hauptsächlich mit 3D Animation. Da arbeite ich in Autodesk Maya. Das ist ein Programm, welches eher von größeren Studios verwendet wird und für selbstständig Arbeitende wie mich eigentlich untypisch ist. Ich habe aber mit dem Programm vor etwa sechs Jahren angefangen und fühl’ mich mittlerweile damit am wohlsten.

Leider ist die Lizenz für das Programm nicht gerade günstig. Es gibt aber einige sehr gute Alternativen, mit denen man auch auf demselben Level arbeiten kann und das sogar teils kostenlos.

Teilweise arbeite ich auch im 2D Bereich, da verwende ich meistens Adobe Photoshop und After Effects.

Die ersten paar Stunden meines Tages widme ich meiner bezahlten Arbeit. Danach beschäftige ich mich mit meinen persönlichen Projekten. Die bringen mir zwar meistens kein Geld, aber da kann ich voll und ganz machen, was ich will und mich künstlerisch weiterentwickeln.

Was sind Voraussetzungen, um in Österreich erfolgreich als Character Animator zu arbeiten? 

Eine Ausbildung in die Richtung kann ein guter Start sein. Aber ich glaube, es ist noch wichtiger, sich wirklich dafür auch in seiner Freizeit zu interessieren und damit auseinanderzusetzen.

Außerdem ist es wichtig, sich Kontakte aufzubauen und mit persönlichen Projekten auf sich aufmerksam zu machen. Und natürlich ist Teamarbeit sehr wichtig!

Hast du studiert oder dir das selber beigebracht? 

Ich war von 2015 bis 2020 auf einer HTL und habe dort Mediendesign-Animation gelernt. Mich intensiv damit auseinandergesetzt habe ich nebenbei und nach der Schule mit persönlichen Projekten.

Was findest du an deinem Beruf am spannendsten?

Eine Idee von Anfang bis Ende auszuführen, finde ich immer wieder toll. Wenn man anfangs nur eine grobe Vorstellung im Kopf hat und diese dann ausarbeitet, bis man am Ende einen fertigen Charakter, der sich genauso bewegt, wie man es wollte, ist zwar viel Arbeit und Kopfzerbrechen, aber zahlt sich immer wieder aus.

© Max - instagram.com/oidabrudi

Wohin glaubst du, entwickelt sich die Second-Life/ Metaverse-Richtung?

Das ist eine superschwere Frage. Es gibt schon jetzt richtig fortgeschrittene Techniken, durch die man im virtuellen Raum mit einer VR-Brille richtig crazy 3D modellieren kann. Das ist noch einmal ein ganz anderes Gefühl, wenn es sich so anfühlt, als würde man mit seinem digitalen Werk im selben Raum stehen. Das eröffnet viele neue Möglichkeiten.

Hast du Tipps für Menschen, die auch Character Animator werden wollen? 

Mein Pro-Tipp: Das Internet ist dein*e beste*r Freund*in! Für den Start empfehle ich, einfach mal drauf los googeln, ein bisschen auf YouTube in die Materie eintauchen und dann einfach selber Sachen ausprobieren. Mit Papier und Stift Frame by Frame Animation (Bild für Bild; jedes Bild wird einzeln neu gezeichnet) ausprobieren, verstehen und dann einfach immer weiter gehen.