Wie viel Kreativität steckt im Job von Gamer*innen und Streamer*innen?

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Dunkle Zimmer, Fast Food und Energy Drinks, durchzockte Nächte und wenig soziale Kontakte. So werden Gamer*innen noch immer viel zu oft stereotypisiert dargestellt. Mittlerweile verdienen viele Gamer*innen und Streamer*innen mit ihrem Hobby sehr viel Geld, stecken gleichzeitig aber auch viel Zeit und Kreativität in das, was sie tun. Trotzdem gibt es für diese Art der Kreativität im Vergleich zu anderen Künstler*innen kaum oder nur wenig Anerkennung.

Wie das so ist mit der Kreativität in der Branche in Österreich und welche Tipps sie für angehende Gamer*innen und Streamer*innen haben, erzählen Just Becci und Tobisurround

 

Was assoziiert ihr mit dem Wort Kreativität?

Just Becci: Kreativität ist für mich ein Pool, aus dem ich schöpfe, welche Ideen ich in meine Projekte, Arbeiten und Hobbys einfließen lasse.

 

Tobisurround: Für mich ist es eher seinen Gedanken im Kopf freien Lauf zu lassen, diverse Szenarien und Möglichkeiten durchzuspielen und dann in den Spielen entsprechend umzusetzen. Dabei kann ich dann alleine oder mit anderen völlig neue Inhalte und Dinge erschaffen. Meine Kreativität entspringt sowohl der reinen Fantasie, aber greift auch auf bestehende Spielinhalte zurück.

Was bedeutet Kreativität für euch in Zusammenhang mit Gaming und Streaming? 

Just Becci: Dinge auszuprobieren und keine Angst vorm Scheitern zu haben.

 

Tobisurround: Gerade im Bereich Gaming kann man seine Kreativität nahezu grenzenlos ausleben. Alles, was man hierfür braucht, ist ein Rechner oder eine Konsole, wenn man will noch ein paar Freund*innen und ein gemeinsames Spiel. 

 

© BAM! | Marietta Dang

Streaming ist noch eine Möglichkeit, sein gesamtes kreatives Potenzial abzurufen. Einzige Voraussetzung hierfür ist ein Mikrofon und eine Webcam… wobei es auch genug Streamer*innen gibt, welche sogar ohne Kamera auskommen oder digitale Avatare statt der Webcam benutzen. 

 

Overlays für ein entsprechendes Spiel, Koch- und Back-Streams, ja sogar Szenen für Outdoor-Geschichten sind machbar. 

 

Geocaching als interaktives digitales Live-Event gemeinsam mit seinen Zuschauern erleben. In meinem Fall habe ich im Garten einfach ein paar Katzen-Cams eingerichtet und schon können die Zuschauer*innen meinen Katzen im Garten beim Spielen zuschauen.

 

In welchen Momenten kannst du deiner Kreativität freien Lauf lassen, Becci?  

Just Becci: Beim Streamen konnte ich meine Kreativität zum Beispiel durch meine eigene Morning Show „Morning Monsters“ ausdrücken. Intro, Beiträge und Aufbau habe ich selbst gestaltet. Außerdem konnte ich im Stream meine Begeisterung für die Schauspielerei ausleben, indem ich komplette Musicals aufgeführt habe.

 

…und wann ist Kreativität mal eher fehl am Platz, Tobi?

Tobisurround: Also nicht kreativ sein passiert dann, wenn Regeln im Spiel sind. Prinzipiell sollte man schauen, welche Regeln auf welcher Plattform gelten. Zum Beispiel kann es Vorschriften für Kleidungen oder andere Rahmenbedingungen geben, welche man einfach einhalten muss. 

 

© BAM! | Marietta Dang

Man denkt irgendwie nicht sofort an Kreativität, wenn man über Gamer*innen spricht. Wie findet ihr das? 

Tobisurround: Stimmt schon, früher galt man eher als Nerd und Einzelgänger, wenn man gesagt hat, dass man Gamer ist. 

Just Becci: Und genau das finde ich schon sehr schade. Denn als Gamerin auf YouTube muss ich ja trotzdem kreative Ideen für die Videos haben und sie so umsetzen und schneiden, dass andere Menschen sie unterhaltsam finden.

© BAM! | Marietta Dang

Warum, glaubt ihr, ist das so?

Just Becci: Ich könnte mir vorstellen, dass es daran liegt, dass viele beim Beruf “Gamer*in” eben „nur“ ans Spielen an sich denken.

 

Wie kann sich das eurer Meinung nach noch ändern? 

Just Becci:  Der Blickwinkel aufs Medium und den Beruf an sich muss sich ändern. Das kann durch Vorträge an Schulen geschafft werden oder mit der Etablierung von neuen Studiengängen.

 

Ist es dir persönlich wichtig, dass deine Kreativität anerkannt wird? 

Tobisurround: Mir persönlich ist es nicht wichtig, denn in erster Linie möchte ich Spaß an dem haben, was ich mache. Das ist mein Hobby und meine Art von einem stressigen Tag in der Arbeit abzuschalten. Klar, find’ ich es toll, wenn Zuschauer*innen oder Mitspieler*innen am Ende eines Events ankommen und sagen, “Das war heute aber besonders toll”. Aber man sollte einfach selbst Spaß dran haben.

 

© BAM! | Marietta Dang

Welche Tipps habt ihr für andere und vor allem für jüngere Gamer*innen und Streamer*innen, um sich kreativ in dem Beruf auszuleben?

Just Becci: Experimentieren und ausprobieren! Wenn eine Idee nicht von Anfang an klappt, kein Problem. Hinsetzen, eine weitere Runde kreativ sein und nochmal testen. Meine Morning Show hat auch viele Formen gehabt, bevor sie „Becci’s Morningshow“ bei ProSieben Games wurde.

 

Tobisurround: Ja, einfach ausprobieren und Fragen stellen. Dabei helfen unter anderem auch Videos auf YouTube, in welchen Step für Step erklärt wird, wie man etwas einrichtet oder gestaltet. Bei anderen Streamer*innen reinschauen und was einem gefällt, adaptiert übernehmen. Als letzter Tipp fällt mir noch ein: Auch mal selbst seine eigenen Videos anschauen.

© BAM! | Marietta Dang

Gamer*innen und Streamer*innen zeigen mit dem, was sie (meist) tagtäglich tun, dass Kreativität Teil davon ist. 

Über Just Becci:

Just Becci ist Gamerin und Streamerin mit Wiener Charme. Ihren Twitch Kanal Beccisplayground startete sie 2012 und unterhält seither ihre 40.000 Follower auf Twitch mit Variety Streams.

Über Tobisurround:

Tobias ist leidenschaftlicher Zocker und Katzenliebhaber. Aus Niederösterreich kommend streamed er seit über drei Jahren unter Tobisurround auf Twitch.