Aus dem Van: Über das Drauflosreisen und die Sache mit „man nimmt sich immer selbst mit“

  • Lesedauer: 3 Minuten

Wenn man sich Bilder und Videos von Vanreisenden ansieht, kommt man schnell mal ins Schwärmen und Tagträumen. So schön, so abenteuerlich, so romantisch, so nice. Wäre da nicht diese eine, klitzekleine Sache: Man nimmt sich überall hin selbst mit. Dazu zählen auch die Probleme und Stolpersteine, die das Leben manchmal bereit hält.

 

Kurz vor meiner Abfahrt nach Italien habe ich mir fest vorgenommen, meine Reisepläne auf ein Minimum zu beschränken. Ich wollte mich auf diesem Wege einfach mal treiben und mir so viel Spielraum bzw. Freiheiten wie nur möglich für Neues und Unbekanntes lassen. Andiamo senza metodo. Also: Immer der Nase nach.

Einen ganz bestimmten Plan aber wollte ich strikt durchziehen: Ich wollte meine Probleme hinter mir lassen. Mich nur auf das Reisen und Leben im Van fokussieren. 

But life had other plans

 

Die ersten paar Tage liefen zwar nach Plan, denn die Umstellung von Wohnung und Stadtleben hin zu einem Leben on the road erfordern schon einiges an Eingewöhnungszeit. Ganz egal, wie oft man das schon gemacht hat. Da gibt’s dann einfach nicht viel Platz für Kopfzerbrechen. 

© Romy

Doch kaum im Vanleben und in der Leichtigkeit des Seins angekommen, hatte ich mehr und mehr Zeit zum Nachdenken und schwups, kamen auch schon wieder alle meine Probleme ans Tageslicht. Der schmerzhafte, aber leider notwendige Bruch mit einer langjährigen Freundin, das für mich zu laute und stressige Stadtleben, das mein Anxiety Level auf ein Maximum hob, der Winterblues, der mir noch in den Knochen saß, the Rona und andere (private) Tragödien. Hallo, ihr verdammten life struggles und willkommen in Bella Italia!

“Life is what happens while you are busy making other plans.” – John Lennon

 

Es scheint, als wäre mein Plan, meine Probleme komplett hinter mir zu lassen, nicht aufgegangen. Manchmal reicht ein Geruch, ein Ortsname oder ein tiefgründiges Gespräch, um mich an gewisse schmerzhafte Probleme zu erinnern. Aber das ist wohl Teil des Lebens.

© Romy

Um diesen Strudel aber nicht nachzugeben, habe ich mich entschlossen, meinen Fokus zu ändern und aktiv auf die positiven Seiten meiner Reise zu legen. Mein wundervolles Zuhause auf vier Rädern, das ich selbst designt und ausgebaut habe. Meine Bücher, die ich in aller Ruhe lesen kann. Die Aussichten, die mir diese Reise bietet. Mein zuckersüßer Hund, der mich öfters als ich zählen kann zum Lachen bringt. Meine Gesundheit, der es glücklicherweise an nichts fehlt. Und und und.

 

Und beim genaueren Hinsehen ist mir durch diesen Gedanken-Shift aufgefallen, wie viel besser es mir bereits nach zwei Wochen geht. Mein Winterblues verabschiedet sich langsam aber sicher. Auch mein Anxiety Level sinkt, denn die laute und stressige Stadt liegt nun weit hinter mir.

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Ich habe das Gefühl, wieder besser durchatmen und mich mehr auf die Gegenwart konzentrieren zu können. Diese absolut schönen Erkenntnisse geben mir ein klares Zeichen: Zwar kann ich vor meinen Problemen nicht davonrennen oder in meinem Fall sogar davonfahren, aber ich kann meine Gedanken so ordnen, dass ich die schönen Dinge wertschätzen kann (und trotzdem bleibt genug Platz zum Grübeln.)

Manchmal reicht auch nur ein Teil des Plans fürs große Ganze

 

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich mit einer heißen Tasse Kaffee auf meinem Campingsessel, blicke auf die wundervolle Landschaft der Toskana und höre den Vögeln zu, wie sie mir ihre schönsten Liebeslieder vorsingen. Die Weinberge und kleinen Dörfer in der Ferne sehen aus wie gemalt. Zwischen der Sonne und mir findet sich kein einziges Wölkchen. Es hat gefühlte 25 Grad. Der Stellplatz, auf dem ich parke, gehört einem Winzer, welcher mich für ein paar Nächte herzlich willkommen heißt.

 

© Romy

Der Van ist aufgeräumt, die Lebensmittel-, Wasser- und Weinvorräte für die nächsten Tage aufgestockt und mein Hund aka Alarmanlage lädt sich mittels Solarenergie gemütlich und seelenruhig in seinem Hundebettchen auf. In mir brodelt nichts, kein Ärger, keine Sorgen – nur die Leichtigkeit des Seins. Auch solche Momente sind part of the game.

Über Romy

Die freie Autorin aus Beverly Hietzing liebt charmante Altbauwohnungen, tauscht diese aber dennoch gegen wenige Quadratmeter auf vier Rädern ein. Menschenleere Platzerl an Seen sind ihr Zuhause, ein selbstgebauter Schreibtisch ihr Büro, Gelsen ihre Feinde und Kaffee ihr Frühstück. Manchmal auch Mittagessen. @rollingatelier