Warum Netflix vermehrt auf diversere Serien- und Filmthemen aus allen Ländern setzt

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Die spanische Hitserie “Haus des Geldes” hat uns nicht nur zu dem ein oder anderen Serienmarathon verholfen, sondern auch einen endlosen Ohrwurm des Liedes “Bella Ciao” verpasst. In den letzten Jahren wurden auf Netflix immer mehr Serien und Filme wie diese aus verschiedensten Ländern veröffentlicht, die international Erfolge feiern. Es scheint auch so, als würden immer mehr sehr spezifische oder spezielle Themen behandelt werden, die bisher kaum Anklang fanden. Doch was hat es damit auf sich? Dieser Frage gehen wir in diesem Artikel nach.

2020 gewann die deutsche Regisseurin Maria Schrader mit ihrer in Deutschland produzierten Netflix-Original Serie Unorthodox einen Emmy, einen der bedeutendsten Preise für Fernsehschaffende. Die Serie ist allerdings nicht die einzige Netflix Original-Show, deren Originalsprache nicht Englisch ist und die global Erfolge feiert. Auch die deutsche Serie Dark, die italienische Serie Baby oder die dänische Serie The Rain sorgten für Aufmerksamkeit unter den zahlreichen Serien-Junkies in aller Welt. Wir sind uns sicher, dass auch du mindestens eine davon gesehen hast. Aber warum erleben internationale Serien und Filme besonders in den letzten Jahren so einen Aufschwung?

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Netflix ist mittlerweile wahrlich ein globaler Konzern. Jedes Jahr wächst seine Zahl an abgeschlossenen Abonnements in aller Welt und sichert Netflix, trotz des Aufschwungs anderer Streaminganbieter, weiterhin Platz 2 unter den Streaming Services der Welt. Auf Platz 1 liegt übrigens… Trommelwirbel: Youtube.

Mehr Platz für Kreativität

Mit Mitgliedern aus aller Welt stößt Netflix jedoch auch auf ein sehr diverses Publikum, das einen ebenso diversen Geschmack für Serien und Filme hat. So kann es vorkommen, dass ein Film, der in Italien ein Riesenerfolg ist, in Österreich unbekannt bleibt. Wie zum Beispiel der Netflix-Film “Sotto il Sole di Riccole”, der sich in Italien sogar ein ganzes Monat in den Netflix Top 10 gehalten hat, aber in Österreich unterging. Gut, das könnte aber auch daran liegen, dass er in Österreich vielleicht einfach weniger beworben wurde. Aber warum ist das so?

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In einem Brief an seine Aktionäre und Aktionärinnen von 2017 schreibt Netflix, dass mittlerweile ein breites Publikum von verschiedensten Couchen aller Welt ihre Serien und Filme streamt, und sie sich mit einem noch diverseren Programm an dessen Vorlieben anpassen möchten. Klingt logisch, oder?

Filmwissenschaftler Reinhard Schreiber teilt uns mit, dass er in dem riesigen Output an internationalen Produktionen von Netflix ein ähnliches Prinzip wie das des ehemaligen Studiosystems im Hollywood der 30er und 40er Jahre erkennt. Hierbei verkauften die großen Produktionsstudios Filme häufig im Doppelpack. Eine vielversprechende Großproduktion, ein sogenanntes A-Movie, und eine kleinere, experimentellere Produktion, ein B-Movie. 

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Die Vizepräsidentin für Netflix Original Content sagte in einem Interview mit Wired, dass Anbieter wie Netflix sich keine Sorgen um Sendezeit, Werbepausen und ein möglichst breites Zielpublikum machen müssen. Sie können daher sowohl in große Blockbuster, aber auch kleinere Produktionen für ein Nischenpublikum investieren. Diese kreative Freiheit unterscheidet Netflix auch vom traditionellen Fernsehen oder Kino. 

Durch die Vielzahl an exklusiven Netflixproduktionen muss auch nicht jeder Film oder Serie ein Hit werden, und Flops sind für das Unternehmen leichter zu verkraften. Ob es Flops in dem Sinne überhaupt noch gibt, steht sowieso in Frage. Denn es gibt bestimmt immer ein paar Leute, die auch einen absoluten Flop zu ihrer Lieblingsserie küren.

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Durch diese hohe Diversität des Programmes können, so Schreiber, auch schwierigere und spezifischere Themen wie beispielsweise der Ausbruch einer jungen Frau aus einer ultra-religiösen jüdischen Glaubensgemeinschaft in Unorthodox oder eine sehr komplexe Zeitreise-Geschichte stark verknüpft mit der deutschen Geschichte, wie in Dark, produziert werden. Dafür können wir uns nur bedanken, denn schließlich waren es genau diese Serien, die uns die Aha-Momente unseres Lebens lieferten!

Von Tokio bis Denver

Auch das spanische Netflix-Original La Casa de Papel (Haus des Geldes) erlebte weltweit einen riesigen Hype. Reinhard Schreiber betont, dass die Bezeichnung “Netflix Original” jedoch etwas irreführend sein kann. Die erste Staffel von Haus des Geldes wurde zum Beispiel ursprünglich von dem spanischen Fernsehsender Antena 3 produziert und schließlich von Netflix angekauft

Zum Glück, denn das war ein wichtiger Schritt, der den Filmschaffenden und Schauspieler*innen, und auch uns Fans der Serie zugute gekommen ist: 2018 verkündete Netflix, dass Haus des Geldes ihre erfolgreichste Nicht-Englischsprachige Serie überhaupt ist. Und das ganz ohne irgendwelche Tricks von El Profesor!

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Das vielfältige Programm von Netflix scheint vielen Filmschaffenden aus aller Welt eine Möglichkeit zu bieten, ihre Geschichten einem interessierten und binge-hungrigen, weltweiten Publikum zu präsentieren. Somit setzt Netflix mit seiner bewusst sehr internationalen Film- und Serienauswahl einen Schritt in eine Richtung, die für größere weltweite Sichtbarkeit von Produktionen aus Ländern jenseits der USA sorgt, und das finden wir super! 

Über die Autorin, Maria

Tätig in kreativen Bereichen aller Art, meistens jedoch hinter ihrer Kamera oder vor ihrem Laptop beim Ausdenken oder Finden neuer Geschichten, die zu erzählen sind. Sie ist fasziniert von Menschen und warum sie so sind, wie sie sind und lässt so gut wie keine Filmfigur unanalysiert.