Durch die Linse mit Fotografin Rea

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Fotografin Rea beantwortet uns 12 Fragen mit 12 Fotos (und ja, auch mit Antworten). Wie sie an das Fotografieren herangeht, was Kreativität für sie bedeutet und warum sie Harry Potter lieber gelesen statt geschaut hätte, verrät sie uns:

© Rea von der Liszt

1. Was bedeutet Kreativität für dich?

Ich unterscheide gerne zwischen den Bezeichnungen “kreativ sein“ und “künstlerisch sein“. Kreativität gibt es nicht nur in künstlerischen Branchen. An sich bedeutet es, man kreiert eine neue Sache aus dem Nichts und schenkt ihr eine Form, einen Nutzen oder eine Bedeutung.

 

2. Wie drückst du deine Kreativität in deinen Fotografien aus? 

Ich würde sagen, dass ich das Motiv vor der Kamera gerne selbst „kreiere“. Sprich, dass ich meine Motive, egal ob Menschen oder Objekte, gerne nach meiner Vorstellung inszeniere. Wie eine Malerin, die sich einer weißen Leinwand gegenüber stellt und jeden Strich mit Absicht dort platziert.

 

© Rea von der Liszt

Handelt es sich bei den Motiven um große Landschaften oder die Natur, dann versuche ich mittels spezifischer Ausschnitte, Perspektiven und in der Postproduktion meine Empfindung in das Foto miteinzubringen.

3. Was sind deine liebsten Motive?

Ich kann mich gleichermaßen für Menschen als auch für Modelleisenbahnen interessieren, je nachdem, was das Konzept verlangt. Die letzten zwei Jahre habe ich oft Musiker*innen fotografiert, das hat mir sehr gefallen.

 

© Rea von der Liszt

4. Wie sieht dein Schaffensprozess aus?

Das hängt sehr von dem Konzept und dem Ausgangspunkt des Projektes ab. Bei meinen eigenen Projekten gibt es wesentlich mehrere Faktoren, die ich im Vorhinein überlege. Sobald die Begeisterung für ein Thema, das ich behandeln möchte, da ist, führe ich ein Interview mit mir selbst. Da stelle ich mir (schriftlich) selbst Fragen. Dabei festigen sich die Ideen und werden klarer. 

 

Die Tage des Fotografierens sind im Vorhinein der größte Druck und im Nachhinein (oftmals) die größte Entlastung. Die Postproduktion ist letztendlich der Teil, in dem die Geschichte dann, wie im Filmschnitt, beginnt, Struktur anzunehmen.

 

© Rea von der Liszt

5. Was machst du, wenn du in einer Schaffenskrise bist? 

Weinen, vor meinen Freund*innen jammern, mir selbst auf die Nerven gehen, weiter jammern, gute Künstler*innen stalken, noch mehr weinen und dann einfach intuitiv an irgendwas beginnen zu arbeiten, bis der Stein (also ich) wieder ins Rollen kommt.

 

© Rea von der Liszt

6. Woher holst du deine Inspiration?

Von alltäglichen Ereignissen, aus Romanen und Filmen und von anderen Künstler*innen. Am wichtigsten sind die Gespräche mit Freund*innen.

 

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7. Welche dieser Fotografien sprechen dir aus der Seele?

Das Bild von Greta und Chiara aus meiner letzten großen Arbeit „Between Naive and Wise“. 

 

© Rea von der Liszt

8. Fühlst du dich als FLINTA* in Österreich repräsentiert? 

Größtenteils schon. Ich finde es gut und wichtig, dass aktuell weniger weggeschaut wird und (oft) aktiv daran gearbeitet wird, alte Rollenbilder und Klischees aufzubrechen. 

 

© Rea von der Liszt

Aber ich finde es oft überflüssig zu erwähnen, dass ich eine Frau bin. So nach der Art „Rea ist Fotografin, Künstlerin und eine Frau“. Zwar haben es Frauen immer noch in vielen Berufsfeldern schwieriger als Männer – nur möchte ich keine gesonderte Behandlung bekommen, sondern einfach geschätzt und gesehen werden für das, was ich tue. Und das ist für mich vollkommen unabhängig von meinem Geschlecht.

9. Fördert Social Media deine Kreativität? 

Eigentlich nicht. Ich verwende Instagram hauptsächlich, um anderen Künstler*innen zu folgen.

 

© Rea von der Liszt

10. Muss Kunst verkauft oder ausgestellt werden, um Kunst zu sein? 

Ich finde nicht. Aber wir alle wollen Anerkennung für unsere Arbeit und diese wird durch gut besuchte Ausstellungen und Käufe gegeben.

 

© Rea von der Liszt

11. Was motiviert dich, um zu kreieren? 

Einerseits andere Kunstschaffende, die mich sehr begeistern, aber vor allem die Tatsache, dass ich mich nirgendwo so wohl und angekommen fühle wie in der Kunstwelt. Und um da sein zu dürfen, muss ich etwas machen.

 

© Rea von der Liszt

12. Wenn du an dein junges Ich einen Ratschlag hättest, wäre der: 

Ich bin noch sehr jung! Zwanzig. Vielleicht würde ich mir sagen, dass ich zuerst die Harry-Potter-Bücher lesen sollte, bevor ich die Filme schaue!!!

 

© Rea von der Liszt