Wie du mit dem Tanzen auf High Heels oder an der Polestange dein Selbstbewusstsein stärkst – und warum das total okay ist

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Daheim allein vor dem Spiegel gelingt es einem manchmal, sich selbst richtig selbstbewusst und gut in seinem Körper zu fühlen. Manchen gelingt es dann auch noch, diesen Vibe mit in den Alltag zu nehmen. Das sind dann die Menschen, die man für ihr Selbstbewusstsein und ihr Auftreten bewundert. Oft werden aber auch diese Menschen genau dafür verurteilt. Wieso das so ist und was High Heels und Polestangen damit zu tun haben, erkläre ich dir in diesem Artikel.

Warum wird selbstbewusstes Auftreten eigentlich so oft verurteilt?

Oft werden Menschen, die sich selbstbewusst zeigen, schief angeschaut. „Was glaubt die*der eigentlich, wer sie*er ist?“, hat man schon öfter gehört oder in diversen Kommentarspalten gelesen, besonders wenn die Person auch noch High Heels trägt, kurze Kleider anhat oder halt einfach selbstbewusst posiert. 

 

Wieso so viele Menschen beleidigt sind, wenn man von sich sagen kann “Ich fühle mich wohl in meinem Körper” oder “Ich weiß, dass ich Talent habe”, kann ich nur vermuten. Beide dieser Statements sind subjektiv und liegen vollkommen im Auge des Betrachters oder der Betrachterin. Also steht es einem eigentlich gar nicht zu, zu sagen, ob das jetzt richtig oder falsch ist. Und in Wahrheit interessiert dieses Urteil auch niemanden. Trotzdem wird es immer und immer wieder gefällt.

© BAM! | Marietta Dang

Blonde Haare, pinkes Kleid und High Heels: Wie viele Stereotypen fallen dir dazu ein?

Den Instagram-Kommentarspalten nach zu urteilen, werden besonders neben marginalisierten Communitys oft weiblich gelesene Menschen, die die Farbe pink lieben, blonde Haare haben, auf Bildern kurze Kleider oder Unterwäsche tragen und/oder auf High Heels durch den Alltag gehen, verurteilt. 

 

Versteh mich nicht falsch: Mit diesem mehr oder weniger normschönen Auftreten kommt auch ein gewisses Privileg (Stichwort pretty privilege), allerdings müssen sie sich auch genau deshalb täglich mit Anfeindungen aufgrund ihrer Vorlieben, ihres Kleidungsstils und ihres Selbstbewusstseins rumschlagen.

 

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Auf TikTok hat sich mittlerweile eine Community gebildet, die endlich mit all diesen Stereotypen aufräumt: die Gen-Z Bimbos. Wenn du dich von ihrem Auftreten beleidigt fühlst, reflektier zuerst darüber, wieso du so darauf reagierst.

Die Gen-Z Bimbos sprechen sich gegen etwas aus, das schon längst überfällig war. Nämlich die Tatsache, dass vieles, was gesellschaftlich als typisch weiblich und billig abgestempelt wird, weitgehend negativ betrachtet und schon gar nicht ernst genommen wird. Nicht umsonst ist die Lieblingsfarbe weiblicher Villains in Teeniefilmen der 2000er meistens Pink (Paradebeispiel: The Plastics aus Mean Girls). 

 

Dabei sollten wir uns doch alle gegenseitig in unserem Selbstbewusstsein unterstützen, egal wie wir unsere Kreativität ausleben. Denn jemanden aufgrund seiner Vorlieben, seines Kleidungsstils und Selbstbewusstseins zu verurteilen, bringt echt niemandem etwas.

Mein Körper ist für mich da – nicht für dich

Wieso fällt es vielen so schwer zu akzeptieren, dass es völlig okay ist, sich gut im eigenen Körper zu fühlen? Vermutlich weil uns über Jahrzehnte hinweg eingetrichtert worden ist, dass sexuelle Gefühle in eine Truhe zu sperren sind, die erst in der Hochzeitsnacht wieder geöffnet werden darf. 

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Warum High Heels und Polestangen nicht mehr sexualisiert gehören

Um den eigenen Körper und das Selbstbewusstsein zurückzufordern, können Tanzarten wie Poledance und Heels Dance helfen. Die silberne Poledance-Stange war lange verpönt, weil sie aufgrund ihres Ursprungs mit Stripclubs und dem Rotlichtviertel in Zusammenhang gebracht wird. Auch heute wird die Sportart aus diesem Grund von einigen Menschen abgelehnt. Trotzdem hat sich Poledance mittlerweile auch als Sportart etabliert.

 

Und auch das Tanzen in High Heels wird oft von Außenstehenden übermäßig sexualisiert, dabei kann es immens zur eigenen Selbstbestimmung und Empowerment beitragen. Denn es ist eine jahrelange Reise, sich in seinem eigenen Körper und seiner eigenen Sexualität wohlzufühlen. 

Tanzstile auszuprobieren, die dich durch Attribute wie High Heels oder Polestangen ins kalte Wasser der sinnlichen Bewegung schubsen, brauchen im ersten Moment vielleicht viel Mut, können aber genau deshalb auch Großes bewirken. (Kleine Randnotiz: Deshalb legen viele Trainer*innen den Fokus in ihren Poledance- und Heels-Classes gezielt auf die Themen Selbstliebe, Empowerment, Body Positivity und Inklusion.)

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Wenn ich mir jetzt so anschaue, was ich in diesem Artikel, in dem es eigentlich nur um das Tanzen auf Heels oder an der Polestange gehen sollte, erwähnt habe, merkt man, dass das Thema Sexualität und Selbstbewusstsein noch viele Tabus zu durchbrechen hat. Außerdem wurde ich während des Schreibens wieder mal daran erinnert, für wie viele Dinge wir uns eigentlich täglich rechtfertigen müssen. 

 

Trotzdem befinden wir uns auf einem guten Weg. Online sprechen sich zumindest in meiner Bubble immer mehr Menschen dafür aus, dass es völlig okay ist, sich selbstbewusst und stolz zu zeigen. Ganz wie man möchte. Ein Mensch, der Pink liebt, blonde Haare hat, High Heels trägt, offen und selbstbewusst ist und an der Polestange tanzt, hat nicht weniger Respekt verdient als alle anderen Menschen.

Über die Autorin, Maria

Tätig in kreativen Bereichen aller Art, meistens jedoch hinter ihrer Kamera oder vor ihrem Laptop beim Ausdenken oder Finden neuer Geschichten, die zu erzählen sind. Sie ist fasziniert von Menschen und warum sie so sind, wie sie sind und lässt so gut wie keine Filmfigur unanalysiert.