Poetry Slams: Wie macht man das eigentlich zum Beruf?

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Hör' dir das ganze Interview hier an

Poetry Slams sind dank viral gegangener Videos ja schon (fast) der breiten Masse bekannt und tatsächlich gibt es Slam Poet*in auch als Berufsbezeichnung. Aber wie wird man eigentlich zum Wortschmied, wie verdient man damit Geld und was kann sich der Poetry-Nachwuchs noch erwarten? 

Wir haben uns mit den beiden Slam Poet*innen und Kulturveranstalter*innen Janea Hansen und Henrik Szanto zum Interview getroffen und sie diesbezüglich ein bisschen ausgefragt. Henrik und Janea sind Gründer*innen und Mitglieder*innen des in Wien ansässigen Veranstaltungsteams von FOMP. Die jungen Kreativen dahinter veranstalten regelmäßig Poetry Slams, aber auch Workshops für Beginner*innen sowie eine Handvoll anderer, sehr beliebter Events.

© BAM! | Christopher Hanschitz

Okay, mal ganz von vorne: Was ist Slam-Poetry eigentlich?

Laut Janea gibt es da eine Standardformulierung: „Der 100-Meter-Sprint der Literatur, der Dichterwettstreit”. Oder wenn man es ganz einfach runterbrechen will: Ein Format, bei dem Leute sich mit selbstgeschriebenen Texten auf eine Bühne stellen, diese vortragen und dann vom Publikum bewertet werden. Es ist ein niederschwelliges Format, bei dem jede*r eingeladen ist, mitzumachen, so Henrik.

 

 

 

Wie sehen die Anfänge in der Slam-Poetry Szene aus?

Henriks und Janeas Bühnenanfänge waren recht unterschiedlich wie sie uns erzählen. Während Henrik seinen ersten Auftritt im Anschluss an eine Jugendliteratur-Preisverleihung vor einigen wenigen Betrunkenen hatte, betrat Janea die Bühne das erste Mal bei einer Veranstaltung in Deutschland und hat ihren Text gleich vor 200 Personen vorgetragen. „Wenn 200 Leute klatschen, so als wär’s OK gewesen, klingt das immer noch super”, sagt sie im Nachhinein über diese Erfahrung. 

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Grundsätzlich empfehlen Janea und Henrik, zu Slams mit offener Liste zu gehen, wo man sich einfach anmeldet und mitmacht. FOMP bietet auch einmal im Monat einen kostenlosen Schnupperworkshop an, wo Erfahrene ihr Wissen weitergeben. „Wir schauen, dass es immer diesen Austausch zwischen Veteran*innen und Anfänger*innen gibt.”, so Henrik. Mit Events wie “Mein erster Slam” will FOMP dem Nachwuchs einen guten und sicheren Rahmen geben, um solche Situationen wie bei Henriks ersten Auftritt zu vermeiden.

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Um in die Slam Poetry Welt einzutauchen, schlägt Henrik diese Vorgehensweise vor:

1. Zwei Texte schreiben

2. Einen Workshop besuchen

3. Sich bei einer offenen Liste anmelden

4. Spaß beim Auftritt haben

5. Wieder kommen

Aber jetzt mal im Ernst: Kann man alleine von Poetry Slams leben?

In Österreich sei das zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich, meint Henrik. Es gibt einfach nicht genug Orte, die man bespielen kann. Alleine von Auftritten zu leben sei daher schwierig und das selbst dann, wenn man seine Lebenskosten wirklich gering hält. „Natürlich gibt’s die Möglichkeit, gut bezahlte Galashows zu bekommen oder einen Auftragstext für eine Hochzeit oder Firma zu schreiben. Das sind aber alles Sachen, die nicht mit Sicherheiten verbunden sind”, so Henrik.

Wie die meisten anderen hauptberuflichen Slam Poet*innen haben Janea und Henrik noch ein zweites Standbein. Bei FOMP sind sie Veranstalter*innen, Moderator*innen und geben Workshops. FOMP wurde übrigens 2013 gegründet und mittlerweile besteht das Team aus vielen jungen, kreativen Menschen, die über das Jahr verteilt hunderte Events organisieren und neue Formate schaffen. Wenn man sich das so in etwa aufbaut, kann man durchaus alleine von Kunst- und Kulturarbeit in Österreich gut leben, so die beiden.

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Was ist für die Zukunft noch geplant?

Auch wenn Poetry Slams (vor allem in Deutschland) allmählich ihren “Underground”-Charakter verlieren, so werden sie laut Henrik aufgrund von vorhandenem Stammpublikum trotzdem auch weiterhin beliebt bleiben. Das Wichtige dabei ist einfach, weiterhin innovativ zu bleiben, es sich nicht gemütlich zu machen und sich zurückzulehnen und somit eine Sättigung hervorzurufen. Denn „Wenn der Hunger fehlt, fehlt auch der Anreiz für das Publikum, sich das nochmal anzusehen.” 

Genau deswegen schaffen die Kreativen hinter FOMP immer wieder neue Formate und Events, um ihr Publikum weiterhin zu unterhalten. So kommt es, dass 2022 zum Beispiel erstmals die deutschen Poetry Slam Meisterschaften, also das größte Live-Literaturevent Europas in Österreich stattfinden werden. Eine richtige Premiere mit über 300 Auftretenden und mehreren Tausend Besucher*innen.

© BAM! | Christopher Hanschitz

Wenn du also schon immer mal als Slam Poet*in durchstarten wolltest, dann weißt du nun, wohin du dich wenden kannst und wie du am besten beginnst. 

Für weitere Infos rund um FOMP und dessen Schaffen, Tipps für den Einstieg in die Slam Poetry Szene und die genauen Geschichten zu Henriks und Janeas ersten Texten, hör’ dir am besten das ganze Interview einfach oben an. 

 

Wichtig: Die Veranstaltungen, die im Interview genannt wurden, sind aufgrund der aktuellen Situation abgesagt. Mehr Infos dazu gibt es auf fomp.eu.

Über FOMP

FOMP wurde 2013 von Christopher Hütmannsberger, Jonas Scheiner und Henrik Szanzo gegründet und ist heute einer der beliebtesten Veranstalter für Performance-Literatur in Wien und Umgebung. Die jungen Kreativen dahinter organisieren über 100 Veranstaltungen das ganze Jahr. Mehr dazu auf www.fomp.eu.