Urban Beekeeping: Warum Bienen auf städtischen Dächern so besonders sind und wie sie der Umwelt helfen

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Auf dem Dach der Bank Austria Unternehmenszentrale am Austria Campus leben aktuell über eine Million Bienen. Wir waren bei der allerersten Honigernte überhaupt dabei und haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, den verantwortlichen Imker Marian Aschenbrenner vom Bienenzentrum Wien ein paar Fragen rund ums Thema Urban Beekeeping zu stellen. 

Was ist der Unterschied zwischen Urban Beekeeping und der Bienenzucht außerhalb von Städten?

Marian Aschenbrenner (MA): Der große Unterschied ist vor allem der, dass die Imker*innen in der Stadt im Schnitt viel jünger sind als am Land, und dass wir in der Stadt eigentlich keine Kulturpflanzen haben so wie am Land, also Feldfrüchte, die in kurzen Abständen sehr viel für die Bienen anbieten. Außerdem ist die Vielfalt an Pflanzen tendenziell pro Fläche höher. Das liegt daran, dass unterschiedlichste Alleebäume, unterschiedlichste Begrünung und Blumen in den städtischen Parks, auf den Balkonen, im Hinterhof, etc verwendet werden.

© BAM! | Maria Gladitsch

Können Bienen theoretisch überall wohnen, nicht nur auf Dächern?

MA: Grundsätzlich ist es so, dass das Bienenvolk ja eigentlich in einer Baumhöhle wohnt. Was wir Imker*innen machen, ist, dass wir den Bienen diese Bienenstöcke, diese Kisten, überall dorthin stellen, wo nicht zu stark der Wind geht. Feucht und kalt sollte es auch nicht sein, das könnte den Bienen zu schaffen machen, vor allem im Winter. 

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Schmeckt der Honig von Stadtbienen anders als der auf dem Land?

MA: Ja! Und zwar komplett anders und gleichzeitig – was sehr spannend ist – schmeckt der Honig aus vielen Städten in Europa sehr ähnlich. Das liegt vor allem an der Allee- und Parkbepflanzung, die sich in Europa sehr ähnlich gestaltet. Es ist aber schon so, dass auch in Wien selbst sogar die einzelnen Bezirke ein bisschen unterschiedlich schmecken und eigene Nuancen haben. 

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Warum wird Urban Beekeeping zurzeit immer beliebter?

MA: Wo unsere Nahrungsmittel herkommen, wird immer wichtiger für die Menschen. Das Schöne ist, dass die Biene einen Kontakt zur Natur und auch eine Verbindung zu einem Nahrungsmittel wieder herstellt. Diese Verbindung geht im Supermarkt nämlich verloren. Ich glaube, es herrscht ein ganz großes Bedürfnis nach “erfahrbar machen”, nach “erleben”. Das ist in der Stadt natürlich mit dem jüngeren Publikum und mehr Menschen natürlich ein intensiverer Hype.

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Was braucht man um Urban Beekeeping zu betreiben?

MA: Grundsätzlich, was ich allen empfehlen kann, ist eine Ausbildung. Es gibt verschiedene Imker*innenschulen. Eine gute, fundierte Ausbildung ist extrem wichtig, weil die Biene zwar noch ein Wildtier ist, sie aber leider unsere Betreuung braucht. Es ist aber nicht sinnvoll einfach nur Bienenstöcke überall aufzustellen, wie es manchmal propagiert wird, sondern es geht wirklich eine Verantwortung damit einher. Und es ist einfach ein wunderschönes Hobby.

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Inwiefern hilft Urban Beekeeping den Bienen und der Umwelt?

MA: In der Stadt kommen wir bald an den Punkt, an dem es nicht mehr Bienenvölker, sondern mehr Menschen braucht, die eine Wahrnehmung und ein Bewusstsein entwickeln, warum Bienen wichtig sind. Wir wissen, dass in Europa fast 70 bis 80 Prozent der ganzen Insekten-Biomasse verschwunden ist. Und dieses Bewusstsein steigt natürlich, wenn man die Verantwortung für ein Bienenvolk übernimmt. Das ist ein unmittelbarer Einstieg in Sachen Umweltbewusstsein.

 

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Hattest du selbst jemals Angst vor Bienen?

MA: Auf jeden Fall. Grundsätzlich glaube ich aber, dass Angst nicht das richtige Wort dafür ist, Respekt eher. Wenn man beginnt, fürchtet man sich am Anfang etwas. Dann merkt man, sie sind sehr friedlich und man verliert komplett den Respekt, weil alles so leicht geht. Dann kriegt man seine ersten paar schmerzhaften Stiche und dann kommt wieder ein bisschen Angst, und irgendwann pendelt sich das ein zwischen Respekt und dem Wissen, wie man sich bewegt.

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Über die Autorin, Maria

Tätig in kreativen Bereichen aller Art, meistens jedoch hinter ihrer Kamera oder vor ihrem Laptop beim Ausdenken oder Finden neuer Geschichten, die zu erzählen sind. Sie ist fasziniert von Menschen und warum sie so sind, wie sie sind und lässt so gut wie keine Filmfigur unanalysiert.