Womit veränderst du die Welt, Greta Spatz?

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Mit #undduso? erschuf die in Wien lebende Greta Spatz ein besonderes Projekt. Sie gibt Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, ihre Geschichte auf Instagram zu erzählen und will damit zu einer inklusiven und diversen Gesellschaft beitragen. Anhand von vier Objekten erzählt uns Greta Spatz, wie sie die Welt Stück für Stück verändern will.

© BAM! | Christopher Hanschitz

Ein Foto, das für so viel mehr steht

Drei Kinder auf einem Bild. Darunter ist ein Junge, der Greta besonders ans Herz gewachsen ist. Sein Name ist Yannis.

Yannis hat viele Merkmale. Dazu zählen sein unverwechselbarer Humor und seine Begeisterung für Musik. Nur eines seiner Merkmale ist, dass er sich mit Hilfe eines Rollstuhles fortbewegt.

Neben den haptischen Barrieren gäbe es auch noch sehr viele Barrieren in den Köpfen der Menschen, erzählt Greta Spatz. Sie beobachtete, wie oft nur über Menschen mit Behinderung gesprochen wird und nicht mit ihnen.  Es gibt es leider noch viel zu wenig direkte Begegnungspunkte zwischen Menschen mit und jenen ohne Behinderungen. Besonders in der Instagram-Blase. Und genau dort wollte Greta mit #undduso? einen Begegnungspunkt schaffen.

 

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Das Foto von Yannis steht für alle Kinder, denen Greta in ihrer bisherigen Arbeitszeit als Sonder- und Heilpädagogin begegnet ist. Er war die Inspiration, die das ganze Projekt #undduso? ins Rollen gebracht hat.

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Mit einem Notizbuch das Zuhören lernen

Eigentlich ein Objekt des Tagebuchführens und Listenschreibens, ist es für Greta auch ein Symbol des Zuhörens – ihr braunes, in Leder gebundenes Notizbuch.

Viele Menschen hätten bereits das Zuhören verlernt, meint Greta. Oft höre man zu und ist aber gedanklich längst dabei, eine Antwort auf das eben Gesagte zu formen.

 

Mit Hilfe ihres Notizbuchs lernt Greta selbst das gegenseitige Verstehen und Empathisch-Sein, und das Gesprochene einfach Gesprochenes sein zu lassen.

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Die Kamera als Zeichen der Sinnhaftigkeit ihres Projekts

Gretas drittes Objekt, eine Kamera, steht als Sinnbild für die Unterstützung und das Feedback von anderen.

Oft wusste Greta nicht, ob sie mit ihrem Projekt #undduso? auch wirklich Menschen erreichen kann, und ob sie auch wirklich verstanden wird.

 

„Immer wieder glauben Leute, dass #undduso Menschen mit Behinderungen eine Stimme gibt. Aber das tut es nicht. Denn eine Stimme haben sie schon. Viel zu oft, wird diese Stimme jedoch einfach überhört. Und das nervt.“

Das ‘Leben’ auf Social Media bringt auch Frustrationspunkte und Zweifel mit sich. Eine Plattform wie Instagram kommt oft mit ungewolltem Druck, und auch der Blick auf ihre Followeranzahl scheint eine ständige Erfolgsmessung ihres Projekts zu sein.

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“Auch wenn ich nur 2 Leute erreiche und damit eine Veränderung bezwecke – auch wenn’s nur eine Überdenkung des eigenen Wortschatzes ist… das ist schon cool.”

Der Zuspruch, das positive Feedback und die Geschichten von Menschen bestärken Greta jedoch immer wieder in ihrem Projekt. Und dafür steht ihr drittes Objekt, welche sie als Zeichen der Anerkennung von einer ihrer Follower*innen einfach so geschenkt bekommen hat.

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Eine Leiter, die es zu entfernen gilt

Die Leiter steht symbolisch für alle haptischen Barrieren wie Stufen und Treppen, aber auch für die Barrieren in Sprache und Gedanken.

Vielen ist gar nicht bewusst, wie viele Barrieren es in unserer Gesellschaft gibt, und wie viele Menschen davon tatsächlich betroffen sind. Greta ist davon überzeugt: Rahmenbedingen müssen so geschaffen werden, dass alle Menschen uneingeschränkt an der Gesellschaft teilhaben können.

Der Kampf gegen die Barrieren in den Köpfen braucht Geduld und Verständnis. Viele würden sich aus Unsicherheit gegenüber Behinderten anders verhalten.

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„Man muss jetzt nicht einer Person mit Behinderung anders gegenüber treten als einer ohne.“

Stereotype und Schubladendenken muss man erst erkennen, um sie überwinden zu können. Durch ihren Instagramauftritt macht Greta darauf aufmerksam und gibt anderen zu verstehen, warum das für die Gesellschaft wichtig ist.

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Erst wenn die Leitern in unserer Gesellschaft abgebaut sind, wird es möglich sein, in einer inklusiven Gesellschaft zu leben und sich auf Augenhöhe zu begegnen. Davon ist Greta überzeugt. Sie hofft damit, das “wir und ihr”-Denken abzubauen. Stattdessen möchte sie eine inklusive Gemeinschaft, in der es nur ein einziges, gemeinsames “wir” gibt.

“Wir alle haben das Recht auf einen Platz mittendrin in der Gesellschaft. Wir müssen lernen, dass Inklusion die Annahme und Bewältigung von menschlicher Vielfalt ist und somit uns alle miteinschließt und betrifft. Inklusion sieht vor, dass wir alle ein gutes Leben führen dürfen (…). Das #undduso-Projekt und ich möchten niemals über jemanden hinweg sprechen oder eine Stimme geben. Wir möchten eine Plattform geben – um gemeinsam laut zu sein!”