Was kannst du tun, wenn du Opfer einer Deep-Fake-Attacke wirst?

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Vor einiger Zeit nur Teil von Sci-Fi Filmen, jetzt aber nicht mehr aus dem Internet-Alltag wegzudenken: Deep FakesWir begegnen ihnen überall und trotzdem werden sie oft nicht erkannt. Und genau das ist das Gefährliche. Deep Fakes sind manipulierte Bewegtbilder, mit deren Hilfe Gesichter getauscht werden und Worte oder Gestiken von Personen imitiert werden, die in Wirklichkeit so nie gesagt wurden und passiert sind.

Ich habe Rechtsanwalt Patrick Onyemaechi Kainz gefragt, was du tun kannst, wenn du Opfer einer Deep-Fake-Attacke wirst: 

 

 

Was genau sind Deep Fakes und wie werden sie gemacht? 

Deep Fakes sind durch künstliche Intelligenz (kurz: KI) unterstützte Videos oder Bewegtbilder. Ähnlich wie veränderte Bilder durch Photoshop. Also die Person, die in diesen Bewegtbildern vorkommt, sieht in Deep Fakes anders aus, verhält sich anders oder spricht etwas anderes als im echten Video.

Das wird vor allem bei Personen umgesetzt, über die es im Internet sehr viel Foto- und Videomaterial gibt – wie Politiker*innen, berühmte Persönlichkeiten oder Influencer*innen. Mit dem Material wird die Künstliche Intelligenz gespeist und damit Deep Fakes erstellt.

© BAM! | Marietta Dang

Das klingt erstmal nach einer spannenden Technologie. Wo liegen dabei die Gefahren für Privatpersonen?

Wenn von dir als Privatperson viele Fotos im Internet kursieren, dann macht das einen Angriff auf dich überhaupt möglich. Zum Beispiel: Wenn Freund*innen sich einen Spaß draus machen, ein Video von dir zu verändern. 

 

Häufig hört man von Fällen, in denen Gesichter von weiblich gelesenen Personen in einen pornografischen Rahmen gefaked werden. Anschließend werden die Personen damit erpresst.

Also für Privatpersonen liegt die Gefahr bei Erpressung, Mobbing oder in dem Fall Cyber-Mobbing?

Ja, genau. Im Zuge von Deep Fakes fallen Privatpersonen häufig auch auf Fake News hinein, die auf dieser Technologie basieren. Das war mit Corona ein großes Thema. 

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Wenn man selbst Opfer einer Deep-Fake-Attacke wird, gibt es in Österreich Mittel, wie man sich rechtlich schützen kann? 

Also aus strafrechtlicher Sicht gilt: 

1. Das Material sichern. Also das Video oder das Bewegtbild auf deinem Handy oder Laptop zu speichern, um Beweise zu festzuhalten.

2. Falls möglich: Herausfinden, wer das Video geschickt hat.

3. Und danach mit diesen Informationen zur Polizei gehen. 

Der Schritt zur Polizei zu gehen, kann einem – insbesondere, wenn im Video unangenehme Sachen vorkommen – sehr schwerfallen. Ist das trotzdem ratsam?

Auf jeden Fall! Mit solchen Informationen sollte man immer sofort zur Polizei gehen und klarstellen, dass hier etwas Falsches im Umlauf ist.

 

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Welche Konsequenzen hat eine solche Attacke für den*die Täter*in in Österreich?

Häufig ist leider das Problem, dass man Personen, die Deep Fakes erstellen, nicht ausfindig machen kann. Ein*e Rechtsanwalt*in benötigt auch Daten wie Name und Adresse der Täter*innen, um rechtliche Schritte zu setzen. Deshalb sollte die Polizei eingeschalten werden, weil sie mehr Möglichkeiten als Privatpersonen hat, Identitäten festzustellen.

Per se gibt es für Täter*innen ohne Namen und Adresse keine Konsequenzen? 

Ohne diese Daten fällt die Verfolgung schwer. Aber im Internet ist das natürlich noch schwieriger, weil eine Person von der anderen Seite der Welt dich bedrohen kann. 

Wird ein strengerer rechtlicher Rahmen für Deep Fakes & Co im Internet in Österreich kommen? 

Natürlich wird etwas kommen müssen. Die Technologie entwickelt sich ja schneller als der rechtliche Rahmen. Die Parlamentsparteien haben das Thema am Radar. Es gibt Maßnahmenpakete gegen Gewalt im Internet oder Cyber-Mobbing – da sind auch Überlegungen, die Deep Fakes betreffen, dabei. 

© BAM! | Marietta Dang

Was müsste – aus rechtlicher Sicht – in Österreich noch passieren? 

Also im Wesentlichen gibt es bereits einen rechtlichen Rahmen für Belästigung im Internet. Hier ist noch herauszufinden, ob es für jede Unterkategorie eigene Gesetze geben sollte – dann haben wir aber ein Gesetzbuch, das nochmal 50 Seiten mehr umfasst. Oder, ob die Gesetzeslage eher allgemein gehalten werden sollte. Das ist das aktuelle Problem: Die Gesellschaft wird immer komplexer und somit müssten auch die Bestimmungen immer komplexer werden. 

Vor Deep Fakes kannst du dich also nicht 100-prozentig schützen, außer du willst nie wieder deinen Instafeed mit Fotos füttern. Und nicht einmal das ist eine sichere Lösung. Bescheid zu wissen, dass es Deep Fakes – ob aktiv durch Attacken oder passiv über Fake News gibt – ist schon einmal ein erster Schritt, um einer Gefahr aus dem Weg zu gehen.  

Über Lena

Die Kärntnerin mit Chicago-Big-City-Life-Wurzeln ist immer auf der Suche nach interessanten Geschichten und Menschen. Hat es vom Politikwissenschaftsstudium über die Print-Redaktion und der Liebe zu Online-Formaten und kreativem Schreiben zu BAM! verschlagen.