Hinter den Bergen: Über peinliche Faschingskostüme und warum dieses Fest in Österreich so wichtig ist

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Bald ist Faschingsbeginn. In dieser Kolumne habe ich mir Gedanken über den Ursprung des Faschings gemacht, warum er in Österreich so beliebt ist und was politisch korrekte Verkleidungen sein könnten.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass sich eine Bekannte mit giftgrünem Umhang inklusiver roten Spitzen und dem dazu passenden Hut sich als Coronavirus verkleidete. Der gesamte Freund*innenkreis bestellte das Kostüm im Internet. Darin tanzten sie bis in die Morgenstunden auf dem Pfarrball irgendwo in der Pampa in Oberösterreich. Kurz bevor genau dieses Virus ihre Leben durcheinander bringen sollte. Heute schämt sie sich dafür.

Hand aufs Herz, wir alle steckten schon in peinlichen Verkleidungen oder entschieden uns für fragwürdige Outfits. Ich möchte an dieser Stelle an Schweißbänder, Tube Tops und Tattoo Ketten erinnern. Wenn wir die Fotoalben durchblättern und die Bilder am Faschingsdienstag in der Schule ansehen, können wir immerhin unseren Eltern die Schuld geben. Ich ging damals als Fliegenpilz, rot mit weißen Spitzen, oder als Harlekin schwarz-weiß kariert, mit Hut und einer Träne auf der Wange. Meine wirklich peinlichen Kostüme zog ich aber leider erst über, als ich selbst entscheiden durfte. 

 

© BAM! | Marietta Dang

Ich wollte eine Prinzessin sein, ganz in pink und mit viel Tüll und Spitze. Oder eine Hexe mit einer Spinne ins Gesicht gezeichnet und einem spitzen schwarzen Hut auf dem Kopf. Oder, wie wir das damals nannten, ohne mit der Wimper zu zucken, als “Flittchen” mit pinker Perücke und Netzstrumpfhose. Dieses Kostüm war auch vor den 2000ern nicht cool und altert wirklich besonders schlecht. Tja, soviel zum Thema Peinlichkeit.

Am Land ist Fasching wöd 

 

Als Kind am Land in Oberösterreich lernte ich, dass der Fasching eines der wichtigsten Ereignisse im Jahr überhaupt ist. Quer durch die Generationen wird zusammen gefeiert. Es ist ein Wunder, dass der Faschingsdienstag noch zu keinem Staatsfeiertag gemacht wurde – oder zumindest der Tag danach. Hilfreich wäre das allemal. In vielen österreichischen Bundesländern wird der Fasching an vier aufeinander folgenden Tagen gefeiert: Faschingssamstag, Rosenmontag, Faschingsdienstag und Aschermittwoch. 

© BAM! | Marietta Dang

Faschingspartys in der Antike 

Bereits im antiken Rom feierte man übrigens so etwas Ähnliches wie Fasching. Zum Bacchusfest verehrte man den Weingott Dionysos. Den tatsächlichen Ursprung schreibt man aber Griechenland zu, wo in Verkleidungen und bei Theaterstücken so wild gefeiert wurde, dass es der römische Senat sogar verbieten wollte. 

In Österreich ist der Faschingsbrauch derart wichtig, dass im steirischen Knittelfeld sogar das “Erste österreichische Faschings- und Brauchtumsmuseum” existiert. In den meisten Dörfern gibt es heute noch einen Faschingsumzug, zumindest war das vor der Pandemie der Fall. Dabei verkleiden sich Erwachsene, steigen auf die Wägen ihres Vereins oder ihrer Firma. Meistens zieht ein Traktor den Anhänger, auf dem sie stehen und tanzen. Sie leeren anderen Menschen Schnaps in den Mund und werfen Kindern Zuckerl zu. So sind wir am Land aufgewachsen und fanden das normal.

 

Während der Pandemie wirkt es weit weg, aber es ist noch gar nicht so lange her, dass wir nach dem Faschingsumzug in die Bar des Ortes zogen und dort zu Summer of 69 und Who The F*** Is Alice? tanzten. Mittlerweile gibt es leider nicht einmal mehr diese Bar. Auch wenn es ohnehin nicht empfehlenswert wäre, während der Pandemie dort zu sein, sehne ich mich manchmal dorthin. Zu den blinkenden Dartscheiben, den schnalzenden Tischfußballtischen und dem Colarot im großen Glas.

Nicht okaye Kostüme…

Dass viele Kostüme dabei natürlich gar nicht in Ordnung sind, ist klar. Es sind immer noch Pocahontas oder Inuits unterwegs. Und ganz egal, wie gut das auch gemeint sein soll, eine Identität ist kein Kostüm, sondern kulturelle Aneignung und rassistisch. Es wird wohl auch noch dauern, bis diese Info überall angekommen ist.

© BAM! | Marietta Dang

Fasching kann und darf Fun sein. Wenn man sich erstens seinen Mitmenschen gegenüber okay verhält, so wie grundsätzlich im Leben wichtig wäre. (In der Vergangenheit kam es im Karneval immer wieder zu sexuellen Übergriffen.) Und zweitens einen Moment überlegt, bevor man sich eine vermeintliche Verkleidung überwirft. 

 

© BAM! | Marietta Dang

Ich möchte am Ende dieser Kolumne noch ein paar Vorschläge anbringen, wie man sich politisch korrekt verkleiden kann. Österreich bietet aktuell viele Ideen und Steilvorlagen für Verkleidungen. Da kann sich der Karneval in Venedig und Köln warm anziehen. Ein absoluter Klassiker ist natürlich als Garagenparty zu gehen oder als Booster Krapfen (mit grüner Corona Glasur und großer Spritze darin steckend). 

 

Ich wünsche euch einen schönen und sicheren Fasching zu Hause! 

Über die Autorin, Eva

Eva Reisinger wuchs irgendwo im Nirgendwo in Oberösterreich auf. Sie war Österreichkorrespondentin für das junge Magazin des ZEIT-Verlags, kann einen Doppelliter Bier anschreien und am 14. Jänner erschien ihr erstes Buch „Was geht, Österreich?“. Sie lebt als freie Autorin in Wien.