Hinter den Bergen: Was diese Redewendungen über die österreichische Seele aussagen

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Wir machen uns über die Deutschen lustig, was einen nicht freut, ist automatisch nicht möglich, bei Kritik reagieren wir zur Sicherheit gleich mal passiv aggressiv oder versprechen Dinge, von denen wir selbst wissen, dass sie nie passieren werden. Eine Kolumne über österreichische Redewendungen und ihre Bedeutung. 

“Eh alles powidl!”

Damit meint man, dass alles Quatsch ist und diese Lebensphilosophie entspannt und entschleunigt die Österreicher*innen automatisch. Weil wenn eh alles wurscht ist, kann man auch wenig falsch machen.

“Schaun ma moi!”

Das sagt man in Österreich anstatt von “Nein”. 

© BAM! | Marietta Dang

“A geh!” 

Diese Redewendung ist in Österreich in sehr vielen Situationen anwendbar. Erst letztens wartete ein Paar nach der Impfung neben meinem Freund. Die Frau beschwerte sich, dass ihr schwindelig sei. Darauf antwortete ihr Mann nur: “A geh!” Problem gelöst. Österreichischer geht es wohl kaum. 

“Pudel die net so auf!” 

Dass sich jemand nicht so aufspielen soll, ist grundsätzlich die Meinung aller Menschen, die eben anderer Meinung sind als man selbst. Was bilden sich die auch ein?

“No na ned!”

Diese Redewendung stellt einen Klassiker der österreichischen Sprache dar und ich liebe sie ganz besonders. Damit kann man auf halbwegs höfliche Art und Weise sagen, was man wirklich denkt: Is ja klar, du Trottel!

“Jo glei!”

Ist die größte Lüge, die aus einem österreichischen Mund nur kommen kann. Denn wer das sagt, weiß selbst, dass glei irgendwann oder niemals bedeutet, aber sicher nicht sofort.

© BAM! | Marietta Dang

“Da rennt da Schmäh”

Diese Redewendung gefällt mir besonders gut, weil sie so ein schönes Bild im Kopf erschafft. Ich stelle mir den Schmäh wie eine Semmel auf zwei Beinen vor. Zudem ist es sehr charakteristisch für das Land, denn die Menschen sudern gerne, haben meistens aber auch Humor. 

“Host mi?” 

Mit der Frage, ob das Gegenüber einen nun verstanden hat, schwingt gleich eine Drohung mit. Weil wehe dir, wenn nicht. Unsere Lehrerin schrie das darum auch gerne in den Raum hinein. “Hobts mi eh olle?”

“Das hau ich mir jetzt in die Figur rein” 

Dass die Menschen in Österreich gerne Mehlspeisen essen und Kaffeetrinken wurde in dieser Kolumne bereits mehrmals besprochen. Um sich nicht mit den unangenehmen Konsequenzen von ungesunder Ernährung zu beschäftigen, macht man ganz in österreichischer Manier daraus einfach einen Witz. “Ich hau mir jetzt eine Leberkässemmel in die Figur!” Wer das sagt, sagt damit gleichzeitig auch: Ich weiß, dass es nicht die beste Idee ist, darum belehr mich ja nicht, weil ich mach es sowieso. 

“Heast!”

Dieses Wort ist die beste Reaktion auf alles, was nervig ist. Und damit sind wir bei einem wichtigen Punkt angekommen, denn die Österreicher*innen nervt fast alles: Das Wetter, der Stau, die Menschen auf jeden Fall. 

“Söba!”

Mit dieser passiv aggressiven Attacke kann man auf jede Kritik antworten. Einfach gleich einmal den Ball zurück spielen. 

© BAM! | Marietta Dang

“Gschissen geschmissen”

Dass man blöd hingefallen ist, kann nicht nur beim Skifahren passieren, sondern auch im Leben auf Metaebene. Mit sehr viel Schadenfreude im Gepäck freut man sich über den Fauxpas einer anderen Person. 

“Vom Hudeln kommen die Kinder”

Hach, was für eine wunderschöne Redewendung das ist. Ich lernte diesen Satz schon im Biologieunterricht im Gymnasium und recht hatte mein Lehrer. Diese Weisheit lässt tief in die österreichische Seele blicken und erklärt ihr Verhältnis zu Sex und Kindern. 

“Ich sag ja nix, ich mein ja nur!” 

Das ist österreichische Leitkultur in einen Satz gepackt. Denn überall mitreden, auch wenn man keine Ahnung oder Berechtigung hat, geht immer. Dabei dann auch noch so tun, als wäre das nicht der Fall ebenso. 

“Das geht sich locker aus!”

Allen ist klar, dass dieser Optimismus sich nicht bewahrheiten wird, aber probieren wird man es ja wohl noch dürfen. 

© BAM! | Marietta Dang

“Eh nett”

Ist eindeutig der kleine Bruder von Scheiße. Eh nett bedeutet wirklich nie etwas Gutes. Die schreienden Kinder der Nachbar*innen. Eh nett. Der Arbeitskollege, der einen zu seiner Geburtstagsfeier einlädt, obwohl man ihn nicht kennt. Eh nett. Die Hochzeit der Oberspießer. Eh nett. 

“Na, des geht net!” 

Eine weitere Spezialität der Menschen in diesem Land ist, grundsätzlich bei allem Neuen gleich mal zu sagen, dass das nicht funktionieren kann. Dahinter steckt auch eine ganze Lebensphilosophie: Man würde ja gerne, wenn man nur könnte, leider kann man aber nicht.

“Du fahrst Ski wie ein Deutscher!”

Der Hass und Neid auf das Nachbarland ist omnipräsent in Österreich und darum drehen sich auch sämtliche Beleidigungen um das Deutsch sein. Die größte aller Beleidigungen dreht sich no na ned ums Skifahren.

Das war es nun auch wieder mit dem Blick in die österreichische Seele. Ich hau mir jetzt einen Apfelstrudel in die Figur rein. Hoffentlich ist der Schmäh ein bisschen gerannt und wenn nicht, naja, beim nächsten Mal hoffentlich wieder. Außerdem: Ich sag ja nix, ich man ja nur. Darum pudelts euch net so auf und bis zum nächsten Mal! 

Über die Autorin, Eva

Eva Reisinger wuchs irgendwo im Nirgendwo in Oberösterreich auf. Sie war Österreichkorrespondentin für das junge Magazin des ZEIT-Verlags, kann einen Doppelliter Bier anschreien und am 14. Jänner erschien ihr erstes Buch „Was geht, Österreich?“. Sie lebt als freie Autorin in Wien.