Kinderkriegen in einer so kaputten Welt? I’m out!

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Unsere Erde brennt. *mic drop*. Nein, jetzt aber mal ernsthaft. Die gesellschaftlichen Konflikte und die Prognosen wie die der Erderwärmung oder die der Naturkatastrophen sind nicht witzig, sondern so dermaßen schauderhaft, dass sie mich und viele andere Menschen auf der Welt an einer ganz bestimmten Entscheidung festhalten lassen – keine eigenen Kinder zu bekommen. Kann Kinderkriegen in einer so kaputten Welt denn überhaupt noch gut gehen?

Katastrophale Zukunftsaussichten 

An der dramatischen Clickbait-Überschrift ist leider was Wahres dran. Mit katastrophalen Zukunftsaussichten meine ich beispielsweise den Kollaps des Amazonas-Regenwaldes, das Auftauen des Permafrostbodens, das Schmelzen des Grönländischen Eisschildes und dem damit verbundenen Anstieg des Meeresspiegels, anhaltende und extreme Hitzewellen, generelle Extremwetterereignisse und so weiter und so weiter.

 

Dass diese und andere Ereignisse eine existenzielle Bedrohung für die Zivilisation darstellen, ist Fakt. Schönreden kann man das nicht mehr.

 

© Cansu Tandogan

Und als wär’s nicht schon heavy genug, dürfen wir die weiteren gesellschaftlichen Probleme nicht vergessen: Sexismus, Homophobie, Rassismus, you name it.

 

In diese Welt setz ich kein Kind

Ein Satz, den ich in meiner No-Child-Bubble relativ häufig höre und selbst auch sage. Ich weiß natürlich nicht, welche Gründe jede*r Einzelne diesbezüglich verfolgt, aber meine weiß ich genau. 

 

Erstens halten mich die Klimakrise sowie soziale, wirtschaftliche, politische und gesundheitliche Risiken (einschließlich COVID-19, of course) vom Kinderkriegen ab. Zweitens sind es meine daraus resultierenden Sorgen. Für mich ist die Welt so, wie sie jetzt ist und wie sie sich entwickelt, kein besonders guter oder sicherer Ort, um eigene Kinder großzuziehen. Drittens muss ich sagen, dass ich einfach kein Bedürfnis habe, Mutter zu sein. Das hängt sehr von den ersten beiden Punkten, aber auch von privaten Angelegenheiten ab.

© Cansu Tandogan

Kann Kinderkriegen in einer so kaputten Welt denn überhaupt noch gut gehen?

Genug über mich und meine pessimistischen Ansichten. Neben meiner Sichtweise gibt es nämlich noch ganz andere.

 

Ein Bekannter von mir, selbst Vater, sagt zu meinen Gründen, keine Kinder zu bekommen, Folgendes: „Es ist manchmal beängstigend zu denken, ein Kind in dieser Welt zu erziehen. Aber bei genauerem Betrachten wird dann klar, dass dies eine subjektive Sichtweise auf die Welt ist, welche ein Kind noch nicht gelernt hat. Dann wird einem auch klar, welche Handlungsmöglichkeiten du als Eltern hast. So nehme ich mir stets zum Ziel, meinem Sohn das vorzuleben, was ich für positiv empfinde.“

Diese Subjektivität führt unweigerlich dazu, andere Ansichten manchmal auszublenden. Ich ertappe mich selbst auch gelegentlich dabei. Doch gerade das Thema Kind/Kinderkriegen ist an völlig individuelle Ansichten geknüpft. 

© Cansu Tandogan

Kinderwunsch und Klimakrise 

Natürlich teilt nicht jeder Mensch meine Ansichten. Alleine in meinem Freundes- und Bekanntenkreis wollen sogar mehr als die Hälfte unbedingt Kinder. Beide Seiten, also einen Kinderwunsch zu hegen oder keine Kinder haben zu wollen, sind vollkommen legitim. Wie dem auch sei – heutzutage sollte man die Themen Kind und Klima nicht voneinander trennen. Die gehen Hand in Hand. Komme, was wolle.

So chaotisch und erschreckend es auch teilweise auf der Welt abgeht (oder abgehen wird) – jeder Mensch mit Kinderwunsch darf nicht vergessen, dass wir Luft zum Atmen, einen Platz zum Leben und eine funktionierende Gesellschaft brauchen. Und da stellt sich dann nicht mehr die Frage, ob Kind und (gesellschaftliches) Klima zusammengehörig gehandhabt werden sollten oder nicht. 

Daher ist es unheimlich wichtig, den eigenen Kindern positive Werte beizubringen und vorzuleben. Die Menschheit braucht nämlich mutige, junge Leute, die sich für eine bessere Zukunft engagieren, die Politik aufmischen und die „Erwachsenenwelt“ zum Handeln bringen. 

© Cansu Tandogan

By the way. Ich find’s so cool, wie wir (also unsere Generation) uns für eine lebenswerte Welt, grünere Zukunft und zusammenhaltende Gesellschaft engagieren. Ich find’s auch mega, wie bedeutend Klimastreiks und Bewegungen geworden sind. In diesem Kontext sollte man aber nicht nur den Kindern und jungen Menschen applaudieren, sondern auch den Eltern, die ja irgendwas richtig gemacht haben.

Was ich noch sagen will, ist, dass jeder Mensch für sich selbst entscheiden muss, ob er Kinder haben möchte. Wer Kinder haben möchte und ihnen eine wertvolle und zukunftsoptimierende Erziehung schenkt, eröffnet ihnen auch Wege, eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung klimabedingter Risiken zu spielen. Und mit oder ohne Kind – Wir sitzen alle im selben Boot. Und darum, ach, ich erspare euch die Metapher.

Über Romy

Die freie Autorin aus Beverly Hietzing liebt charmante Altbauwohnungen, tauscht diese aber dennoch gegen wenige Quadratmeter auf vier Rädern ein. Menschenleere Platzerl an Seen sind ihr Zuhause, ein selbstgebauter Schreibtisch ihr Büro, Gelsen ihre Feinde und Kaffee ihr Frühstück. Manchmal auch Mittagessen. @rollingatelier