10 Mythen über vegane Fleischalternativen

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Veggie-Burger, vegane Würstel und Plant-based Schnitzel sorgen seit Jahren für Unruhe in der Fleischindustrie und den Landwirtschaftsverbänden. Das führte im Jahr 2020 sogar dazu, dass die EU über ein Verbot der Bezeichnung „Fleisch“ im Zusammenhang mit vegetarischen Produkten abstimmen sollte. Schließlich wurde dagegen abgestimmt, und wir dürfen weiterhin ganz beruhigt Nuggets, Steak und Wurst zu unserem Fleischersatz sagen. Aber was ist eigentlich dran, an den Vorurteilen gegenüber pflanzlichen Alternativen? Wir klären über die gängigsten Mythen von Fake Fleisch auf.

1. Fleischalternativen sind ungesund. Nein!

Beim Vergleich von tierischem Fleisch zu nicht-tierischen Alternativprodukten konnte die Albert-Schweitzer-Stiftung spannende Ergebnisse in einer ihrer Studien liefern: 80 vegetarische und vegane Produkte wurden mit 27 tierischen verglichen und dabei haben die pflanzlichen Produkte deutlich besser abgeschnitten. Wieso? 

Nun ja, Fleischalternativen enthalten weniger Fett und weniger gesättigte Fettsäuren. Außerdem sind sie frei von Cholesterin. Viele davon enthalten hochwertiges, pflanzliches Protein. Einziger Kritikpunkt sind die hinzu gemengten Aromen und Zusatzstoffe. Hierbei solltest du auf Bio-Produkte und kurze Zutatenlisten setzen. Versuche zusätzlich, die Produkte nicht im Übermaß zu konsumieren und weiterhin eine ausgewogene Ernährung zu praktizieren. 

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2. Fleischalternativen schmecken meist langweilig. Nein!

Hast du schon mal ein Stück Rindfleisch oder ein Burgerpatty ohne Salz oder andere Gewürze gegessen? Wenn ja, dann wirst du wissen, dass wir hier nicht unbedingt von einer Geschmacksexplosion in unseren Mündern sprechen können. Ähnlich ist das mit natürlichem Tofu oder Seitan ohne Marinade. Solange keine Gewürze dran sind, schmeckt es nicht nach besonders viel. 

Gewürze machen oft den Geschmack aus. Eine klassische Brathendl-Gewürzmischung oder ein Steakgewürz schmeckt auf einem Seitan oder Sojalaibchen mindestens genauso gut wie auf einem „echtem“ Fleisch. Auch Räuchern ist ein Geschmacksgarant. Geräucherter Tofu kann es gebraten locker mit Speck aufnehmen. Auf der anderen Seite gibt es einige Fleischalternativen, die schon von Natur aus viel Geschmack mitbringen, wie etwa Produkte aus Pilzen. 

3. Fleischalternativen sind teuer. Jein!

Wenn du ganz einfach ein veganes Schnitzel mit einem herkömmlichen tierischen Schnitzel im Supermarkt vergleichst, dann wirst du schnell feststellen, dass das pflanzliche teurer ist. Nichtsdestotrotz kannst du oft auch vegane Schnäppchen bekommen. Die Frage ist aber vielmehr, ob das vegane Produkt wirklich teuer oder das Fleisch einfach zu billig ist? Tierische Produkte werden von Steuergeldern subventioniert, das heißt sie können viel günstiger verkauft werden. 

Was garantiert günstiger ist: Fleischalternativen selbst zu machen. Patties aus Bohnen oder Getreide, selbstgemachter Seitan oder Karfiol-Wings können richtig zubereitet ein wahrer Genuss sein!

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4. Fleischalternativen zu kaufen ist heuchlerisch. Nein!

In erster Linie verfolgen Veganer*innen einen ethischen oder ökologischen Aspekt in ihrer Ernährung und Lebensweise. Es geht darum, Tierleid zu verhindern und/oder Klimaschutz zu betreiben. 

Durch die Ernährungsgewohnheiten unserer Gesellschaft sind wir darauf trainiert, ein Stück Fleisch auf unserem Teller zu erwarten. Um den Umstieg dieser Gewohnheiten zu vereinfachen oder gelegentlich die Sehnsucht nach gewohnten Gerichten zu stillen, greifen Veganer*innen oder Vegetarier*innen eben gerne zu Alternativen, die tierleidfrei sind und einen wesentlich geringeren ökologischen Fußabdruck haben. Solche Alternativen in die Ernährung zu integrieren, ist vor allem bei gänzlichem Verzicht auf tierisches Fleisch als durchaus positiv zu bewerten.

5. Fleischalternativen enthalten nicht so viel Eiweiß wie tierisches Fleisch. Nein!

Die Studie der Albert-Schweitzer-Stiftung kann auch diesen Mythos widerlegen. Viele der Ersatzprodukte enthalten genügend Eiweiß, um es mit tierischen Produkten aufzunehmen. Vor allem Alternativen aus Soja sind besonders gute Proteinlieferanten. Auch Fleischersatz aus Hülsenfrüchten oder Nüssen, wie beispielsweise ein Nussbraten, sind tolle Eiweißlieferanten. 

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6. Fleischalternativen aus Soja zerstören den Regenwald. Nein!

In Südamerika wurden alleine im letzten Jahrzehnt 24 Millionen Hektar Land für Monokulturen, wie etwa für den Anbau von Soja, umgewandelt. Das dort produzierte Soja landet allerdings nicht in den Mägen der Veganer*innen und Vegetarier*innen, sondern viel mehr über Umwege in den Mägen der Fleischesser*innen. 80% der Sojaernte aus dieser Region werden nämlich zu Futtermittel verarbeitet und werden unter anderem in Europa an Kühe, Schweine und Hühner verfüttert. Fleisch- und Milchalternativen beanspruchen etwa nur 6% der weltweiten Sojaernte

Wenn du Fleischalternativen auf Sojabasis kaufen möchtest, dann greife zu Bio-Produkten. Diese werden meist aus österreichischen, deutschen oder französischen Sojabohnen gefertigt. 

7. Fleischalternativen aus Soja sind voller Allergene. Jein!

Soja zählt zu den stärksten „Nahrungsmittel-Allergenen“. Darunter fallen auch Milch, Nüsse, Fisch, Sellerie, Erdnüsse, Meeresfrüchte und Eier. 

Eine Studie der Mount Sinai School of Medicine in New York konnte feststellen, dass Kleinkinder am stärksten auf Kuhmilch allergisch reagieren (3%). Auf Soja reagierten nur 1,2% der Kleinkinder, welche allerdings schon als „Allergiker-Kinder“ galten. 

Soja zählt also auf jeden Fall zu den gängigen Allergenen. Wenn du allerdings keine Allergie dagegen hast, ist die Verdauung problemlos zu meistern. Dasselbe gilt für andere Allergene. 

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8. Fleischalternativen sind immer hochverarbeitet und unnatürlich. Jein!

Fertigprodukte, egal ob aus tierischem oder pflanzlichem Ursprung, haben meist eine lange Zutatenliste und sind zudem hoch verarbeitet. Achte ganz einfach auf die Zutatenliste der jeweiligen Produkte. Genauso wie du ein frisches Stück tierisches Fleisch ohne weitere Zusatzstoffe kaufen kannst, kannst du auch eine vegane Alternative, wie etwa Tofu oder Seitan, ohne Aroma und Farbstoffe kaufen. Bio-Produkte sind außerdem meist mit natürlichen Farbstoffen, wie zum Beispiel Roter Rübe, gefärbt und haben eine kürzere Zutatenliste als herkömmliche Veggie-Produkte.

9. Fleischalternativen gibt es nur als Fertigprodukt im Supermarkt. Nein!

Fleischalternativen muss man nicht unbedingt als Fertigprodukt im Supermarkt kaufen. Du kannst einige Produkte auch ganz einfach selbst herstellen. Außerdem kannst du viel Gemüse zu einer Fleischalternative verwandeln, wie etwa eine Jackfruit, die an Pulled Pork erinnert oder etwa Knollensellerie, der sich auch hervorragend als Schnitzel eignet.

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10. Fleischalternativen machen nicht satt. Nein!

Viele kennen bestimmt das Gefühl, wenn man gerade einen Teller Schweinsbraten oder Schnitzel gegessen hat. Danach ist man richtig satt, kann sich aber auch kaum bewegen. Wir sind es total gewöhnt, dass unser Energielevel nach dem Verzehr einer solchen Speise sinkt. So gewöhnt sind wir es, dass wir verwundert sind, wenn wir nicht dasselbe Gefühl haben, wenn wir gerade einen Veggie-Burger verdrückt haben. Fleischalternativen machen sehr wohl satt, das (unangenehme) Völlegefühl fällt allerdings meistens weg.  

Fleischalternativen haben mit ganz schön vielen Vorurteilen zu kämpfen. An denen ist aber meist nicht viel dran. Wähle bevorzugt Bio-Produkte oder Ersatzprodukte mit kurzer Zutatenliste, achte weiterhin auf eine ausgewogene Ernährung und höre außerdem auf deinen Körper, welche Produkte er gut verträgt. Die fleischähnlichen Produkte können nämlich wirklich wahre Gaumenfreuden und außerdem sehr gesund sein. 

Über Mira

Vom Shopaholic zur Konsumverweigerin, von der leidenschaftlichen Fleischesserin zur Veganerin, von der Vielfliegerin zur Öffi-Liebhaberin und von der Werbegeprägten zur Skeptikerin. Der Umwelt zu Liebe hat Mira ihren Lebensstil vor sechs Jahren auf den Kopf gestellt und teilt seither ihre Erfahrungen rund um ihren Versuch einen nachhaltigen Alltag zu führen auf ihrem Blog roedluvan.at