Lebensmittel, von denen du keine Ahnung hattest, dass sie in Österreich angebaut werden

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Bananen, Mangos oder Avocados – viele Lebensmittel, die wir täglich essen, kommen von weit her. Manch andere exotisch anmutende Produkte wie etwa Reis, Kichererbsen, Süßkartoffeln oder Quinoa werden mittlerweile aber in Österreich angebaut – und das mit Erfolg. Wir haben mit den Produzent*innen gesprochen und dabei herausgefunden, wie sie das genau machen und wie es überhaupt dazu kam. 

Die Süßkartoffel aus Niederösterreich

Familie Habermann aus Herrnbaumgarten hat sich die Idee zum Anbau der Süßkartoffel aus den USA geholt, wo es die orangefarbene Kartoffel in allen Variationen zu essen gab. Dass sie diese zuhause in Österreich dann nur von weit her auf den Tisch bekamen, weckte ihr ökologisches Bewusstsein. 150 Youtube-Tutorials und unzählige Achterl Wein später war die Idee dann geboren und die eigenen Süßkartoffeln wurden am elterlichen Acker angebaut.

Warum baut ihr Süßkartoffeln an? Was ist eure Motivation?

Markus Habermann (MH): Ganz einfach: Wir sehen es nicht ein, dass unser Essen 10.000 Kilometer weit transportiert werden muss, nur damit es auf unserem Teller landet. Und als ländliche Innovatoren wollten wir es einfach selbst ausprobieren. 

Was unterscheidet eure österreichischen Süßkartoffeln von denen aus dem Ausland?

MH: Der frischere Geschmack und der nachhaltige Gedanke. Gezogen haben wir die ersten Setzlinge selbst in einem Festivalbecher der Toten Hosen. Seither wird „Alles aus Liebe“ gepflanzt.

@ www.süsskartoffel.at - Wasner

Die heimischen Süßkartoffeln stehen zum Verkauf direkt Ab-Hof bei den Mitgliedsbauern oder auch in diversen Sonnentor-Shops. Ebenso wird umweltfreundlich per Post versendet. Sie können aber auch in einigen Restaurants in Wien genossen werden, wie zum Beispiel bei Ströck Feierabend in Wien.

 

Was muss sich eurer Meinung nach in Österreich noch ändern, damit es noch mehr regionale Produkte dieser Art gibt?

MH: Man muss offen für Neues sein und noch mehr Mut für Veränderung haben. Ansonsten fährt uns auch in der Landwirtschaft der Zug davon. Wer etwas erreichen möchte, was er noch nie hatte, muss etwas tun, was er noch nie zuvor getan hat.

ÖsterReis aus Gerasdorf

Gregor Neumeyer entwickelt in seinem Hauptberuf eigentlich Apps für Banken und Versicherungen. 2016 hat er allerdings den Bauernhof von seinem Vater übernommen und baut nun eben Reis an. Die Idee dazu kam in einem Pub in Wien, als Gregor einen gleichaltrigen Landwirt kennengelernt hat, der nach ein paar Bier meinte „Ich wollte immer schon Reis anbauen”. Gregor hielt das damals noch für eine Schnapsidee, aber kurz darauf wurde schon der erste Hektar Reis in Gerasdorf angebaut.

Warum baust du Reis an? Was ist deine Motivation?

Gregor Neumeyer (GN): Der Ausgangspunkt war es, eine Alternative für meinen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb zu finden, um diesem eine Zukunft zu ermöglichen. Die Motivation hinter ÖsterReis ist jedoch mittlerweile eine größere: Wir möchten Konsument*innen auf der einen Seite ein regionales, gesundes Lebensmittel und Landwirt*innen auf der anderen Seite eine Anbaualternative anbieten, um deren Existenz zu sichern. 

@ ÖsterReis

Wieso wird dein Produkt nicht schon viel länger in Österreich angebaut? 

GN: Reis ist eine wärmeliebende Pflanze – er benötigt Temperaturen über 15 Grad. Der Zeitraum mit diesen Temperaturen ist in Österreich sehr kurz. Erst durch den Klimawandel wurde (und wird) die Temperatur vor allem in Ostösterreich höher. Dadurch wird der Anbau von einigen Reissorten möglich.

Gregor verkauft seinen Reis online und Ab-Hof. Er arbeitet aber auch mit über 100 Händler*innen in Österreich und Deutschland zusammen – das sind Reformhäuser, Lebensmittelfachgeschäfte und Unverpackt-Läden. ÖsterReis ist nun im sechsten Anbaujahr und die große Nachfrage kann immer noch nicht gedeckt werden. 

@ ÖsterReis

Denkst du, werden in Zukunft noch mehr Lebensmittel in Österreich angebaut werden, die es bisher nur importiert gibt?

GN: Davon bin ich überzeugt. Es gibt bereits viele Beispiele dafür, wie zum Beispiel erste Olivenhaine in Ostösterreich. Wichtig ist hier aber wieder der/die Konsument*in, denn diese*r ist am wichtigsten bei der Umsetzung solcher Projekte.

So Fröhlich Quinoa aus der Steiermark

Ewald Fröhlich kultiviert seit 2014 Reis, und da Quinoa auch als “Inkareis” bekannt ist, wollte er auch diesen unbedingt ausprobieren. Er wollte seine Reismühlen zudem besser auslasten und außerdem den steigenden Quinoapreisen in Südamerika entgegenwirken, die durch den hohen Konsum in westlichen Ländern entstanden sind. 

Was unterscheidet euren österreichischen Quinoa von dem aus dem Ausland?

Ewald Fröhlich (EF): Die Qualität der Aufbereitung. Da Quinoa beim Polieren leicht brechen kann, wird in großen Anlagen nicht so stark poliert und die Quinoa schmeckt dadurch noch ein wenig bitter.

Inwiefern ist der Anbau in Österreich anders als in anderen Ländern?

EF: Quinoa braucht leichte, warme Böden und verträgt keine stauende Nässe. Ich baue sie im Murauen Schwemmlandgebiet auf ausgewählten Flächen an. In Südamerika wird hauptsächlich an kargen Hängen angebaut.

@ Canva

Der Quinoa von Ewald Fröhlich wird von Konsument*innen sehr zaghaft angenommen. Einmal probiert, kaufen sie ihn aber immer wieder. Es gibt den Quinoa übrigens in Genussläden, Bauernläden, bei regionalen Nahversorgern, im Onlineshop und auch im Lebensmitteleinzelhandel.

Was muss sich deiner Meinung nach in Österreich noch ändern, damit es noch mehr regionale Produkte dieser Art gibt?

EF: Mehr Landwirt*innen müssen bereit sein, neue Wege zu gehen und der Handel muss es den Bauern/Bäuerinnen auch gönnen, dass sie die Vermarktung dezentral übernehmen.

Kichererbsen vom Bio-Landgut Esterházy im Burgenland

Die Kichererbse bietet für Vegetarier*innen und Veganer*innen, aber auch für Fleischfans eine breite Auswahl an Verarbeitungsmöglichkeiten. Dieser Trend, kombiniert mit dem Bewusstsein, dass die Kichererbse durch die immer wärmer werdenden Temperaturen im Osten von Österreich perfekte Wachstumsbedingungen vorfindet, brachte das Bio-Landgut Esterházy auf die Idee, Kichererbsen anzubauen. 

Was unterscheidet die österreichischen Kichererbsen von denen aus dem Ausland?

Bio-Landgut Esterházy (BE): Wir können von den auf unseren Flächen erzeugten Kichererbsen mit Stolz behaupten, dass diese biologisch angebaut wurden und aus regionaler Herstellung stammen. Die für die Konsument*innen immer wichtiger werdende Nachvollziehbarkeit der Produktionskette und der Wunsch zu mehr regionalen Produkten kann dadurch sichergestellt werden.

@ Bio-Langut Esterházy

Wieso werden Kichererbsen nicht schon viel länger in Österreich angebaut? 

BE: Wir produzieren Kichererbsen seit dem Jahr 2016. Zunächst nur in Anbauversuchen, werden nun bereits größere Flächeneinheiten mit Kichererbsen zur Aussaat gebracht. Themen, wie der richtige Anbauzeitpunkt, um den Schädlingsdruck zu vermeiden, und die richtige Pflege zum richtigen Zeitpunkt, sind vor allem im BIO-Bereich ein wesentlicher Faktor für den Ernteerfolg. Hier mussten wir zunächst Erfahrungen sammeln und selbst lernen, um die für unsere Region richtigen Entscheidungen zu treffen.

Die regionale Kichererbse wird von Fans der Hülsenfrucht begeistert angenommen. Die Kichererbsen werden durch Partnerbetriebe aufbereitet und dann sowohl in der Gastronomie, als auch im Lebensmitteleinzelhandel angeboten. Ebenso ist der Direktbezug in der Markthalle Kulinarium Burgenland, in den Stallungen des Schlosses Esterházy, möglich.

Denkt ihr, werden in Zukunft noch mehr Lebensmittel in Österreich angebaut werden, die es bisher nur importiert gibt?

BE: Die Landwirtschaft befindet sich in einem ständigen Erneuerungsprozess. Das betrifft nicht nur die Technik, sondern natürlich auch die Produktion von Lebensmittel. Auch die äußeren Einflüsse ändern sich ständig, Stichwort: Klimawandel und zunehmende Wetterextreme. Es wird auch wieder vermehrt nach regionalen Produkten gefragt. Wir sehen diese Veränderungen, trotz aller Schwierigkeiten, auch als Chance.

Wenn auch du ein cooles Projekt dieser Art hast, das du zum Erfolg bringen willst, dann hat die Bank Austria mit ihren Mikrokrediten und dem Social Impact Banking vielleicht die richtige Unterstützung für dich. Auschecken lohnt sich!