Let’s talk about death: Fragen, die du schon immer über den Tod beantwortet haben wolltest, aber dich nicht stellen traust

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Der Tod ist so natürlich wie das Leben und trotzdem sprechen wir selten darüber. In unserem Kulturkreis ist der Tod immer noch ein Tabuthema. Dass das nicht so sein muss, weiß Horst Szeli, Obmann und Geschäftsführer von Arche Herzensbrücken, der palliativ und chronisch erkrankte Kinder betreut. Wie es ist, tagtäglich mit dem Sterben konfrontiert zu sein, was Erwachsene von Kindern über den Tod lernen können und was es mit Videobotschaften aus dem Jenseits auf sich hat, habe ich Horst gefragt.

Wie gehen wir aktuell in der Gesellschaft mit dem Thema Tod um und gibt es deiner Meinung nach einen besseren Weg?

In unserer Gesellschaft ist das Thema Tod immer noch ein großes Tabuthema. Dass das nicht zwangsläufig so sein muss, habe ich in anderen Kulturen erfahren. Viele Naturreligionen gehen mit dem Thema Tod viel natürlicher um als wir. Dort wird der Tod, in seinen vielen Facetten, als Wegbegleiter durch das ganze Leben und nicht als das Schreckensgespenst, das uns erst am Lebensende besucht und uns die „Schreckensnachricht“ überbringt, gesehen. Also nicht etwas, das uns mitten aus dem Leben reißt. 

 

© Cansu Tandogan

Aber wir haben ja nicht nur Angst vor dem Sterben, sondern auch Angst, darüber zu sprechen.

Meiner Meinung nach ist es wichtig, die Angst vor dem Tod und die Angst vor dem Sterben auseinanderzuhalten. Unsere Einstellung, Angst vor dem Tod zu haben, wird großteils durch unsere Kultur und unseren religiösen Hintergrund geprägt. Davon, was wir glauben, was uns „danach“ erwartet. Die Angst vor dem Sterben hingegen resultiert häufig aus der realen und nachvollziehbaren Angst vor belastenden Symptomen wie Schmerzen, Übelkeit, Atemnot oder Autonomieverlust.

 

Nicht über das Sterben zu sprechen ist oftmals ein Verdrängungsmechanismus. Über das Sterben zu sprechen wird oft mit einem Verlust der Hoffnung in Verbindung gebracht und dem Gefühl, dass dadurch das Sterben beschleunigt wird.

Was können wir ändern, um das Tabu bezüglich Tod aufzubrechen?

Bewusstseinsbildung durch viel Informationsbeschaffung und Gespräche.

Gehen Kinder anders mit dem Tod um als Erwachsene? Was können Erwachsene von Kindern lernen? 

Kinder sind neugierig und fragen viel mehr. Sie gehen viel natürlicher mit der Thematik Tod um. Vorausgesetzt, die Erwachsenen in ihrem Umfeld lassen das auch zu. Die Erwachsenen könnten lernen, dass man mit den Thematiken Tod und Sterben offen umgehen kann, dass es völlig okay ist, Fragen zu stellen und zu beantworten. Das würde beiden Seiten helfen, mit dem Sterben, dem Tod und der Trauer natürlicher umzugehen.

© Cansu Tandogan

Welche letzten Worte hast du in deinem Job gehört, die die Dinge ins rechte Licht gerückt haben?

Die Aussage einer betroffenen Mutter dazu: “In der letzten Lebensphase durfte ich mein Kind komplett neu entdecken und dafür bin ich sehr dankbar!“

 

Was macht den meisten Menschen, die du kennengelernt hast, Angst vor dem Sterben?

Die Angst der Eltern vor belastenden Symptomen beim Kind steht im Vordergrund. Die Angst nicht helfen zu können, ihr Kind leiden zu sehen und letztlich die Angst, ihr Kind zu verlieren.

© Cansu Tandogan

Es gibt eine Startup-App, mit der man eine Videobotschaft aufnehmen kann, die nach dem Tod an die Menschen ihrer Wahl gesendet wird. Was hältst du davon?

Es gibt viele Menschen, die individuelle Videobotschaften aufnehmen, die sie dann noch vor dem Tod verschicken. Oder Briefe für danach hinterlassen. Da wir in einer Zeit leben, in der Apps nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken sind, könnte gerade von jungen Menschen dieses Angebot angenommen werden. 

An wen kann oder soll man sich in Österreich wenden, wenn man von der Trauer eines (bevorstehenden) Todes überwältigt wird? 

Da gibt es einige Anlaufstellen in Österreich wie: Österreichische Hospizgesellschaft, Rainbows, Telefonseelsorge, aber auch Selbsthilfegruppen/Trauergruppen.

© Cansu Tandogan

Über Horst Szeli

Er ist Obmann und Geschäftsführer von Arche Herzensbrücken, einem Rückzugsort auf Zeit für Familien, in denen ein oder mehrere Kinder schwer oder unheilbar erkrankt ist/sind. Mit dem Projekt “einmal durchschlafen” bietet der Verein vor allem Müttern, die hauptsächlich für die Pflege der Kinder verantwortlich sind, eine Kinderbetreuung in der Nacht an. Das bedeutet für viele die ersten durchgeschlafenen Nächte seit Jahren. Das Projekt gewannt 2021 den Bank Austria Sozialpreis Tirol.

 

Über Lena

Die Kärntnerin mit Chicago-Big-City-Life-Wurzeln ist immer auf der Suche nach interessanten Geschichten und Menschen. Hat es vom Politikwissenschaftsstudium über die Print-Redaktion und der Liebe zu Online-Formaten und kreativem Schreiben zu BAM! verschlagen.