Erstes Mal in einer poly Beziehung: 9 Tipps zum Umgang mit ungewollten Emotionen wie Eifersucht, Vorurteilen & Co.

  • Lesedauer: 2 Minuten

Chris und Salomea sind in polyamoren Beziehungen. Sie daten also mehrere Leute, und das gleichzeitig. Solche Beziehungen sind für sie zwar wunderschön, aber hin und wieder plagen sie auch Eifersucht und Zweifel. Uns haben sie ihre Tipps und Tricks verraten, wie auch du am besten mit solchen Gefühlen umgehen kannst:

1. Geh’ es langsam und vorsichtig an


Chris: Ich kenne junge Polys, die sofort auf Partys zusammen gehen und dann überrascht sind, wenn sie von der Situation überfordert sind. Für manche ist es schon schwierig genug zu wissen, dass die andere Person ein Date hat. Gib‘ dir und deiner*deinem Partner*in genug Zeit und Raum, um euch eurer Gefühle bewusst zu werden.

2. Löse dich von dem “harten” Wort Beziehung

 

Chris: Ich persönlich habe das Mindset abgelegt, dass wir “in einer Beziehung sind”. Das ist mit viel zu viel Ballast behaftet. Ich sehe meinen lieben Menschen nun mehr als Freund oder Freundin. Dadurch konnte ich meine Eifersucht kontrollieren und mit mir im Einklang sein, ohne dem anderen Vorschriften zu machen. Lass dich nicht von der gesellschaftlichen Definition einer Beziehung einschränken oder verunsichern.

3. Unterdrücke deine Eifersucht nicht, sondern konfrontiere sie

 

Chris: Ich habe das Gefühl, dass in der monogamen Gesellschaft die Antwort auf Eifersucht Kontrolle und Unterdrückung ist. Meiner Meinung nach hilft das nicht bei Eifersuchts-Problemen, sondern das Problem wird nur aufgeschoben oder verdrängt.

Setz’ dich stattdessen mit deinen eigenen Gefühlen auseinander und analysiere, was die Situation in dir hervorgerufen hat. Z.B.:

  • Wovor habe ich Angst und wie kann ich mir selbst in dieser Situation am besten helfen?
  • Brauche ich jemanden, der mir zuhört und bei dem ich mich ausheulen kann?
  • Brauche ich Ablenkung?
  • Bin ich lieber für mich und mache mir ein warmes Bad bei Kerzenschein und ruhiger Musik?
Edited by Cansu Tandogan

4. Sprich über deine Gefühle

 

Salomea: Kommunikation ist der Schlüssel zu einer glücklichen Beziehung, egal ob nun monogam oder poly. Immer wenn ich nicht über meine Probleme gesprochen habe, wurde die Situation nur schlimmer. Manchmal wurde meine Eifersucht dann so schlimm, dass ich meine Partner*innen ungewollt verletzt habe. 

Poly zu sein heißt nicht, dass man immun gegen Gefühle wie Eifersucht ist. Sprich deine Probleme mit deinen Partner*innen an und achte darauf, dass du ihnen gut zuhörst. Stimme nicht einfach nur Sachen zu, weil du das Thema abgehakt haben willst.

5. Ziehe klare Grenzen und besprich diese mit deinem*deiner Partner*in

 

Chris: Analysiere, wo deine Grenzen sind. Jede*r hat Grenzen und diese sollten auch von deinen Partner*innen respektiert werden. Wichtige Fragen, die du dir selbst beantworten solltest, sind zum Beispiel:

  • Was möchte ich vom Datingleben des anderen wissen?
  • Bei welchen Aktivitäten möchte ich dabei sein?
  • Bei welchen Aktivitäten KANN ich dabei sein?
  • Wie gehen wir damit um, wenn einer von uns eifersüchtig ist?
  • Wie kann ich den*die andere*n unterstützen, wenn er*sie sich mit Eifersucht herumschlägt?
Edited by Cansu Tandogan

6. Akzeptiere, dass nicht immer alles perfekt laufen wird

 

Salomea: Eifersucht wird es immer geben. In poly Beziehungen wird der Grund für Eifersucht meist genauer unter die Lupe genommen als in einer monogamen Beziehung. Hinter der Eifersucht verbirgt sich oft eine unterdrückte Sehnsucht nach Bestätigung. Dann müsst ihr so gut wie möglich gemeinsam an einer Lösung, mit der alle zufrieden sind, arbeiten. 

Manchmal findet man einfach auch keinen gemeinsamen Nenner. Wenn das passiert, versuche einfach liebevoll mit der anderen Person umzugehen und die Frustration zu überbrücken. Es ist wie im echten Leben: Viele Teile sind wunderschön, andere halt nicht so. Da kann man nichts machen.

7. Weihe dein Umfeld nur so weit ein, wie es für dich passt

 

Chris: Wenn du über deine Beziehung mit anderen sprechen willst, dann fang vorerst vorsichtig an. Weniger ist mehr. Ich war am Anfang sehr euphorisch und musste immer allen alles erzählen. Aber meine Mutter möchte nur wissen, wen ich date, ob die Menschen gut zu mir sind und ob ich mich wohlfühle. Wenn es um das Besprechen vom Liebesleben mit der Familie geht, würde ich das immer an die Person anpassen. Sprich mit einfachen Worten und ohne Labels.

Edited by Cansu Tandogan

8. Lass dich nicht von Vorurteilen unterkriegen

 

Chris: Sei’ darauf vorbereitet, dass du mit vielen Vorurteilen zu kämpfen haben wirst. Von “Ah, das ist nur eine Phase” bis “Das ist doch keine Beziehung” bis hin zu “Du willst doch nur fremdgehen”. Das meinen die Leute nicht unbedingt böse. Du kannst sie entweder aufklären, oder sie einfach reden lassen. Wie du dich wohler fühlst.

 

9. Gib nicht sofort auf, nur weil es mal nicht so gut läuft

 

Salomea: Nur weil du “schlechte” Gefühle wie Eifersucht empfindest, heißt das noch lange nicht, dass du mit einer poly Beziehung falsch liegst. Probiere neue Sachen aus, sei offen mit deinen Gefühlen und sei offen mit deinen Partner*innen. Poly bedeutet nicht, dass du alles hinnehmen musst. Manche Sachen brauchen Zeit und benötigen gemeinsames Lernen. Andere Dinge hingegen muss man so akzeptieren, wie sie sind.

Und last but not least: Bleib‘ du selbst

 

Salomea: Zu Beginn haben es Polys nicht leicht. Sie müssen mit Vorurteilen von der Gesellschaft und oft auch von ihren inneren Kreisen kämpfen. Manche Leute denken, dass Polys andere dazu zwingen wollen, auch poly zu werden. Oder sie haben Angst vor Veränderung, selbst wenn sich der*die ein oder andere diese Beziehungsform insgeheim selbst wünscht. 

Aber ich rate dir: Leb‘ weiterhin dein polyamores Leben und erzähle deinen Liebsten davon, wie auch von einer monogamen Beziehung. Poly sein hat seine ganz eigenen Herausforderungen, aber auch seine ganz eigenen Vorteile. Das Wichtigste ist, dass du glücklich bist.

 

Edited by Cansu Tandogan

Poly Beziehungen haben, wie auch monogame Beziehungen, ihre Höhen und Tiefen. Von Chris und Salomea haben wir gelernt, dass es okay ist, zu zweifeln und mal eifersüchtig zu sein. 

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