Mit gutem Kuchen Generationen verbinden

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Im Generationen-Kaffeehaus Vollpension in Wien backen Senior*innen tagtäglich Kuchen und werden dafür entlohnt. Hinter der Vollpension stehen Hannah Lux und Julia Krenmayr, die gemeinsam mit ihrem Partner Moriz Piffl-Percevic das Projekt 2012 ins Leben gerufen haben. Wir wollten von den beiden Frauen wissen, wie es zur Vollpension kam, welche Besonderheiten das Arbeiten mit älteren Personen ausmacht und was sie zum Thema Girlboss zu sagen haben.

Mit der Vollpension wollten Julia und Hannah Arbeitsplätze in erster Linie für Senior*innen und einen Generationen verbindenden Raum schaffen. Die beiden teilen sich die Geschäftsleitung in der Vollpension. Während Julia für alles Operative und Gastronomische zuständig ist, kümmert sich Hannah um die Kommunikation, das Marketing und die Finanzierung. 

BAM! | Katharina Koberger

„Die Vollpension ist kein Hirnprojekt, sondern ein Herzprojekt und ein Bauchgefühlprojekt.“

Ein Herzensprojekt der einfachen Art

Die Idee der Vollpension ist einfach: Ältere Leute backen Kuchen. Dennoch stoßen Julia und Hannah immer wieder auf große Bewunderung. Die beiden zeigen sich dann immer recht bescheiden und sind von den teils sehr heftigen, positiven Reaktionen der Besucher*innen überrascht. Sie sind nämlich der Meinung, das Konzept der Vollpension sei doch nicht sonderlich innovativ. Schlussendlich sind es aber oftmals diese simplen Ideen, die die Menschen am allermeisten berühren. 

BAM! | Katharina Koberger

Als Vorgesetzte fällt den beiden regelmäßig auf, welche unterschiedlichen Ansprüche ihre Mitarbeiter*innen an sie haben. Während die Jüngeren mit einbezogen werden möchten, ist es bei den “Oldies”, wie Hannah sie liebevoll nennt, oftmals so, dass sie gezeigt bekommen wollen, wo es lang geht. Das einzig Wichtige ist, wie Julia und Hannah meinen, diese Unterschiede zu benennen und jedem dem Raum zu geben, so zu sein wie er oder sie eben ist. Denn Persönlichkeit geht in der Vollpension über Alter.

Mit einem Projekt wachsen und sich selbst kennen lernen

Als “Girlbosse” sehen sich die beiden nicht so ganz, eher als “Womanbosse”, wie Hannah meint. Sie finden es bedauernswert, dass es solche Begriffe noch braucht, denn schließlich sagt zu einem männlichen Unternehmer auch niemand “Boyboss”. 

BAM! | Katharina Koberger

Hannah sagt, dass sie sich eigentlich am ehesten mit dem Begriff “Entrepreneurial Mindset” identifizieren kann. Dabei geht es um eine Haltung zum Leben, dass man etwas verändern will, dass man einen Unterschied machen kann, unkonventionelle Lösungen für Probleme findet, Hürden beseitigt und immer wieder selbst reflektiert und sich bewusst macht, wo man gerade steht. 

Ob #Girlboss oder nicht, die beiden fühlen sich durch den Weg, den sie gegangen sind, mehr als verantwortungsbewusste Frauen als jemals zuvor. Sie sind durch das Projekt Vollpension sehr stark gewachsen und haben viel über sich selbst gelernt. 

BAM! | Katharina Koberger

Sich erlauben, sich auszuprobieren

Jungen Frauen, die noch nicht genau wissen, wohin ihr Weg geht, raten die beiden, dass sie sich erlauben, sich selbst auszuprobieren und dass sie sich nicht von vermeintlichen Strukturen irgendwo reinzwängen lassen. Julia und Hannah wurde oft gesagt, dass das mit der Vollpension nichts werden wird. Aber sie haben ihr Ding durchgezogen und sind mittlerweile zu einer Institution geworden, die die Leute kennen und lieben.

“Wir haben gezeigt, dass Dinge, die eigentlich nicht funktionieren, funktionieren können. Da darf man sich nicht einschüchtern lassen.”  sagt Hannah.