Wieso wir 2020 mehr Empathie an den Tag legen sollten

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Auf dem Weg zur Arbeit, im Supermarkt und an jedem anderen öffentlichen Ort begegnen wir täglich unzähligen Menschen. Fremden, denen wir nicht immer so empathisch gegenübertreten, wie wir eigentlich sollten. Kleine Fehler oder Missgeschicke bringen uns auf die Palme und veranlassen uns dazu, jemanden oftmals vorschnell für sein Verhalten zu verurteilen. Wieso damit jetzt Schluss ist und wie du es schaffst, 2020 wieder mehr Empathie an den Tag zu legen, verrät dir dieser Artikel.

Ich bin gerade auf dem Nachhauseweg. Es ist kurz nach 18 Uhr als ich das Büro verlasse. Mein Bus fährt um 18 Uhr 10 und nach einem kurzen Blick auf die Uhr werden meine Schritte wie von selbst schneller. An der Haltestelle angekommen, völlig abgehetzt, warte ich auf den Bus, der einen Moment später auch schon um die Ecke biegt. Ich spüre wie bereits jetzt ein Schwall von Ärger und Frustration in mir hochsteigt. 

Ich kann nicht anders als an die unzähligen dicht aneinander gedrängten Menschen, die schlechte Luft und den viel zu engen Raum zu denken. Kaum bin ich eingestiegen, ertönt zudem ein lautes Geräusch, das durch den ganzen Bus schallt. 

©️ BAM! | Lucy Giller

Das Baby im Kinderwagen neben mir hat begonnen lauthals zu schreien. Die Mutter versucht verzweifelt es zu beruhigen, gibt aber wenig später schließlich erfolglos auf. Um mich herum sehe ich bereits die ersten Reaktionen: Es wird laut geschnauft, einige flüchten in den hinteren Teil des Busses, andere wiederum flüstern sich Dinge zu und auch ich ertappe mich dabei, wie ich mit den Augen rolle. Die Mutter hingegen steht vor ihrem schreienden Kind mit hochrotem Kopf, den Blick auf den Boden gerichtet.

Wenn man selbst zur Zielscheibe wird

Meine Station ist da. Ich steige erleichtert aus und gehe in den nahegelegenen Supermarkt. Nachdem ich alle Dinge zusammen habe, stelle ich mich an der Kassa an. In der Schlange wartend beginne ich über einige Dinge zu grübeln und verliere mich komplett in meinen Gedanken. So sehr, dass ich nicht merke, wie mir eine Flasche aus der Hand rutscht, am Boden aufplatzt und eine riesige Sauerei verursacht. Hinter mir höre ich bereits ein entnervtes Fluchen. Ich sehe mich beschämt um, entschuldige mich, lege meinen restlichen Einkauf aufs Band, zahle und verlasse den Supermarkt. 

©️ BAM! | Lucy Giller

Auf dem Weg zu meiner Wohnung beginne ich aufgrund der gerade erlebten Situation nachzudenken. Was unterscheidet mich eigentlich von der Mutter vorhin im Bus? Waren wir doch schließlich beide der Auslöser für ein kollektives Ärgernis. Ich führe mein “Fehlverhalten” auf den momentanen Stress und meinen langen Arbeitstag zurück. Doch was ist mit der Mutter? 

Vielleicht hatte auch sie einen schrecklichen Tag oder eine harte Zeit und deshalb nicht mehr die Kraft, ihr Baby zu beruhigen. Über das habe ich vor 15 Minuten noch nicht wirklich nachgedacht.

Bewusster empathisch sein

Wir wissen offenbar häufig nicht, wie wir mit solchen Situationen wohlwollend und nachsichtig umgehen sollen. So kommt es, dass wir ganz automatisch vollkommen negativ auf die kleinste Unebenheit oder Unterbrechung in unserem Alltag reagieren und nur selten die Lebensumstände der anderen, die uns vermeintlich stören, hinterfragen. Dabei ist es doch genau dieser Gedankengang, der uns dabei helfen kann, einander besser zu verstehen und nachsichtiger zu sein.

©️ BAM! | Lucy Giller

Denn Mitgefühl und Empathie sollten wir allen Menschen entgegenbringen, nicht nur unseren Liebsten und uns selbst. Schließlich wird sich jede*r von uns irgendwann einmal in einer Situation wiederfinden, in der er oder sie durch irgendein Verhalten andere in gewisser Art und Weise einschränkt oder stört. Und wenn es soweit ist, wird sich jede*r über etwas Einfühlungsvermögen der Mitmenschen freuen.

Wie gesagt braucht es im Endeffekt auch gar nicht viel. Ein kurzes Hineinversetzen in die jeweils andere Person reicht oft schon, um den eigenen Ärger in Verständnis umzuwandeln. Die Mutter im Bus, der ältere Herr im Supermarkt oder der Teenager, der dich auf dem Gehsteig versehentlich rempelt, werden es dir sicher danken, wenn du ihnen mit einem Lächeln anstatt mit einem Augenrollen entgegnest.

©️ BAM! | Lucy Giller

Über die Illustratorin, Lucy

Lucy Giller aka Little Gem Studio ist ein Handlettering-Künstlerin aus Wien. Ihre Arbeiten sind bunt, froh und haben immer einen verspielten Touch. Ihre Illustrationen sind außerdem feminin und vom Retrostil der 60er und 70er inspiriert. Mehr zu Lucy findest du auf ihrer Webseite www.lucygiller.com.