Sex Education Österreich vs. Netflix-Serie: 7 Dinge, die in Österreich noch nicht so funktionieren

  • Lesedauer: 3 Minuten

Sex Ed in der Schule. Wir erinnern uns alle an die erste Erfahrung mit Kondomen, die wir kichernd über Gurken gezogen haben, den Ausflug ins Verhütungsmuseum oder den Moment, an dem der*die Lehrer*in zum ersten Mal das Wort Schamhaare verwendet hat. Ein ziemlicher Kontrast zur Netflix-Serie, finden wir. Deshalb haben wir den Verein Queerconnexion, der queere Education in Österreichs Schulen bringt, gefragt, was in Österreich in puncto Sexualkunde noch nicht so gut funktioniert:

Disclaimer: Die Netflix-Serie Sex Education gibt spannende Einblicke, wie Sexualunterricht ablaufen kann und einiges, was schon besser läuft als in Österreich. Gleichzeitig kämpfen sie in der Serie mit ähnlichen Herausforderungen: Zum Beispiel fühlt sich das Lehrpersonal nicht kompetent genug, das Thema zu unterrichten, Lehrer*innen sind bei provokanten Fragen der Jugendlichen überfordert, vor allem der Naturwissenschaftslehrer Colin Hendricks, Expert*innen werden erst nach Ausbruch von Krisen an die Schule geholt und Otis fehlt ein Grundwissen an diversen Definitionen.

1. Diversity – alles, was von der Norm abweicht, ist nicht normal

Schulen sind generell sehr heteronormativ. Viele Lehrer*innen trauen sich nicht, über queere Themen zu sprechen. Meistens, weil sie sich selbst nicht auskennen oder Angst vor Konfrontationen haben. Die Schulbücher sind auch keine große Hilfe, man sieht immer die gleichen Personen: stereotypisch weiße cis Frauen und Männer. Dadurch werden Körper von allen, die diesem Rahmen nicht entsprechen, als “nicht normal” verstanden.

© Cansu Tandogan

2. Diskriminierung – Queere Jugendliche kämpfen noch immer damit

Die Aussage, dass queerfeindliche Diskriminierung heutzutage keine Rolle mehr spielen würde, ist leider strikt und einfach falsch. Besonders queere Jugendliche müssen sich oft mit gemeinen Kommentaren, oder sogar mehr, herumschlagen. 

Es gibt aber auch viele andere Diskriminierungsformen, welche fast normal im Schulalltag sind, aber selten in Schulen besprochen werden, wie z.B. Behindertenfeindlichkeit.

3. Vorbilder – Zu viele (queere) Jugendliche wachsen ohne sie auf

Viele Jugendliche, die ihre Sexualität oder Identität hinterfragen, suchen lieber queere Influencer*innen im Internet, um Antworten auf ihre “peinlichen” Fragen zu bekommen.
Das kann aber auch gefährlich sein, besonders, wenn es um Themen wie Sex geht. Man stößt schnell auf Pornos, die ein falsches Bild von Sex oder trans Personen darstellen.

Als Queerconnexion kommen wir direkt als Expert*innen an die Schulen und zugleich als Vorbilder, da wir selbst alle queer sind. Dadurch sehen Schüler*innen, dass queere Menschen kein Internet-Phänomen sind.

© Cansu Tandogan

4. Tabu – In the closet bleiben wird bevorzugt 

In Österreichs Schulen lernt man meistens nur darüber, wie hetero Pärchen “es machen”, um Babys zu erzeugen. Themen wie zum Beispiel safer Analsex, Pornos oder Geschlechtskrankheiten werden immer noch als Tabu empfunden. Queeren Schüler*innen wird oft vermittelt, dass ihre Sexualität oder Identität unnatürlich sei oder sie hören abwertende Sprüche. Viele behalten ihr Queer-Sein daher für sich.

Gleichzeitig wird durch Mitschüler*innen oder auch Lehrkräfte aus dem Outing eines Schülers*einer Schülerin oft ein riesengroßes Ding gemacht. Dadurch fühlen sich diese Schüler*innen alleine und ausgeschlossen.

5. Consent und Beziehungsformen – Die Vielseitigkeit von Liebe wird ignoriert

Ein großes, wichtiges Thema bei uns ist auch Consent. Denn selbst wenn dich jemand liebt, muss die Person nicht alles mit dir machen, um seine*ihre Liebe zu beweisen.
Wir lernen ihnen aber auch, dass Consent die Grundlage aller ihrer Beziehungen sein sollte, egal ob romantisch oder nicht.

Wir sprechen mit den Jugendlichen über monogame, aber auch über offene oder polyamore Beziehungen.
Für viele ist es das erste Mal, dass sie über andere Beziehungsformen hören.

© Cansu Tandogan

6. Intersex – Es mangelt bereits am Grundwissen

Die Wissensstände der Schüler*innen sind sehr unterschiedlich. Viele kennen zwar die Wörter schwul, lesbisch und (wobei deutlich seltener) trans. Queere Jugendliche müssen sich aber häufig erklären. Beim Thema Intersex gibt es viele Fragezeichen: Die wenigsten haben schon einmal gehört, dass nicht alle Menschen mit einem Körper geboren werden, der sich klar in die Schublade männlich oder weiblich einteilen lässt.

7. Realität – Nur weiße queere Promis werden abgebildet

Wenn wir die Jugendlichen nach ihrem Bild von einer LGBTQIA+ Person fragen, ist die Antwort meistens sehr eintönig. Ein*e weiße*r homosexuelle*r Mann*Frau. Wenn wir ihnen dann aber queere Personen vorstellen, die zum Beispiel ein Hijab tragen oder schwarz sind, dann wird das Thema für die Jugendlichen plötzlich viel realer. Da bricht dann oft das Eis, es kommt zu emotionalen Gesprächen und empowernden Momenten.

© Cansu Tandogan

In Sachen inklusiver Aufklärung kann sich unser Schulsystem wohl noch etwas von der Netflix-Serie abschauen, (aber bitte nicht alles!). Deshalb ist es wichtig, dass Organisationen wie Queerconnexion sich dafür einsetzen, den Rahmen von Sex Ed in Österreich zu erweitern und LGBTQIA+ Themen an Schulen zu bringen.

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