Zwischen Volldampf und Ostereier-Suchen wird gefastet und gebüßt – zumindest in der Theorie. Warum das eine oder andere Bier trotzdem geht und was hinter der Fastentradition in Österreich steckt, möchte ich in dieser Kolumne klären.
BAM! verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit der Website zu verbessern. Deine Zustimmung kannst du jederzeit widerrufen. Weitere Informationen findest du in unserer Datenschutzerklärung.
Möchtest du den Verwendungszweck der Cookie-Technologie akzeptieren?
Hier kannst du die Einstellungen zu einzelnen Cookies oder Kategorien, die auf dieser Website verwendet werden, anpassen. Details zu den einzelnen Cookies findest du in unserer Datenschutzerklärung.
Alle auswählen
Betriebsbedingt notwendige Cookies
Statistik-Cookiesv
Marketing- und Personalisierungs-Cookiesv
Zwischen Volldampf und Ostereier-Suchen wird gefastet und gebüßt – zumindest in der Theorie. Warum das eine oder andere Bier trotzdem geht und was hinter der Fastentradition in Österreich steckt, möchte ich in dieser Kolumne klären.
Ich erinnere mich noch gut an jeden Fastenbeginn während meiner Teenie-Zeit. Den Schmerz, die aufsteigende Übelkeit, die verzögerte Reaktionsmöglichkeit. Aschermittwoch war immer der eine Tag, an dem es mir (und vielen anderen) besonders schlecht ging. Schlimmer als der Tag nach meinem sechzehnten Geburtstag und ja sogar noch schlimmer als am 1. Jänner.
Am Tag vor dem großen Fasten feiert man in Österreich den Höhepunkt des Faschings (wenn nicht gerade eine Pandemie dazwischen kommt). Am Faschingsdienstag gibt es bei uns eine große Party, einen Faschingsumzug, bei dem erwachsene Menschen anderen von Traktoranhängern aus Alkohol oder Zuckerl in den Mund leeren. Schließlich treffen sich alle im Wirtshaus oder Beisl im Ort und spätestens ab dem späten Nachmittag ist wirklich alles wurscht.
Zwischen Stamperl und Konfetti wird gefeiert, als würde am nächsten Tag die Welt untergehen. Und das tut sie ja auch. Zumindest ein bisschen. Darum feiert man noch mal gescheit, gönnt sich noch einen Faschingskrapfen und einen Jägermeister. Weil ab morgen darf man ja eh nix mehr. Den Fasching vor dem Fasten gibt es übrigens in vielen europäischen Ländern. In Frankreich spricht man zum Beispiel von Mardi Gras (dem fetten Dienstag) und im englischsprachigen Raum nennt man es den Pancake Tuesday (Pfannkuchen Dienstag). Sich noch einmal richtig etwas gönnen vor dem großen Hungern, ist nichts speziell österreichisches.
Mit dem 17. Februar beginnt für die Katholik*innen dieses Jahr nach der (wahrscheinlich nicht so großen) Eskalation das große Kasteien. 40 Tage verzichten dann jene, die es streng halten, auf Fleisch, Alkohol, Süßigkeiten, Rauchen und oder andere Genüsse. Manche sogar auf das Auto. Bei einer Umfrage gaben immerhin 40 Prozent der Menschen in Österreich an, zwischen Aschermittwoch und Ostern zu fasten. Die meisten verzichteten auf etwas Süßes, dann Alkohol und schließlich Fleisch.
Derweilen sind Alkohol und Fleisch ja doch bitte mitunter das Wichtigste in Österreich. So ist es bei uns Zuhause immer ein riesen Thema gewesen, an dem einen Tag mal kein Fleisch zu essen. Am Aschermittwoch isst man dann eben Heringsschmaus. Nur kein Fleisch. Zum Glück ist der Hering kein Tier.
Die Fastenzeit sollte zur Buße genutzt werden und an Jesus erinnern, der nach seiner Taufe in der Wüste betete und hungerte. So sollte man sich auch die eigene Sterblichkeit bewusst machen. Im Mittelalter hielt man es sogar so streng, dass nur eine Mahlzeit am Tag erlaubt war und man sich vegan ernährte. Also nix mit Heringsschmaus.
Ausnahmen existierten aber schon in der Vergangenheit. Im 15. Jahrhundert erlaubte beispielsweise der Papst den Verzehr von Butter und Milchspeisen. Gegen die Zahlung des sogenannten Butterpfennig konnte man sich eben mal freikaufen.
Während Alkohol in Österreich ja zum sozialen Miteinander genauso dazugehört wie das Lagerhaus, gibt es diese eine Zeit im Jahr, wo es dann doch okay ist, nicht zu trinken. Selbst die stolzesten Vertreter*innen hört man sich dann dem Alkohol entziehen. “Ich trink in der Fastenzeit ned!” Weil das hat man immer schon so gemacht. Und vielleicht ist es dann im restlichen Jahr auch wieder mehr egal.
Es wäre nicht Österreich, wenn dabei nicht ein Auge zugedrückt werden würde. So gehören mehrere Joker beim Fasten sowieso dazu. Weil einmal ist keinmal. Weil so streng ist das ja nicht. Weil schon in der Nacht vor dem großen Fastenbeginn strömt schließlich noch der Alkohol durch die Venen. So bricht man auch mal am Sonntag das Fasten und isst Fleisch – weil das zählt ja auch nicht. Und auch das eine oder andere Glas Wein muss drinnen sein. Wenn doch sogar der Pfarrer weiter Messwein trinken darf. Und der Gedanke zählt schließlich.
Das nennt man dann übrigens eine österreichische Lösung.
Über die Autorin, Eva
Eva Reisinger wuchs irgendwo im Nirgendwo in Oberösterreich auf. Sie war Österreichkorrespondentin für das junge Magazin des ZEIT-Verlags, kann einen Doppelliter Bier anschreien und am 14. Jänner erschien ihr erstes Buch „Was geht, Österreich?“. Sie lebt als freie Autorin in Wien.
Wie klingt denn Liebe auf Österreichisch? Eva Reisinger hat humorvolle Phrasen gesammelt, wie Österreicher*innen ihre Liebe ausdrücken.
Von TeamHalloween, Thanksgiving, Black Friday und Co. verwandeln Österreich im Herbst fast schon in ein kleines Amerika...
Von Eva ReisingerWir in Österreich sind bekannt für schöne Berge, gutes Schnitzel und gemütliche Kaffeehäuser, aber ganz sicher nicht für unsere Offenheit. Warum niemand länger als eine Minute Englisch sprechen kann, danach sofort in den tiefsten Dialekt verfällt und die meisten am liebsten in der eigenen (österreichischen) Bubble bleiben.
Von Eva ReisingerMelde dich zu deinem weekly Schmankerl an und erhalte im Menüvorschlag der Woche exklusive Inhalte von Influencer*innen und spannenden Persönlichkeiten, kreative BAM! Storys, heiße Empfehlungen, die dich inspirieren, sowie lustige Inhalte von Kolumnistin Sarah und lachflashartige Memes.
Durch Anklicken des Buttons “Sign me up” erklärst du dich damit einverstanden, dass der Verein „Wichtig. Verein zur Finanzbildung und Förderung sozialer Nachhaltigkeit“ dir regelmäßig Informationen zu den von dir angegebenen Interessengebieten per E-Mail zuschickt.
Die MegaCard ist der Schlüssel zu deinem Traumjob.
Mit deiner MegaCard erhältst du einen GRATIS Bewerbungscheck, der dich zu deinem Traumjob führen kann.