Hinter den Bergen: Warum Österreicher*innen in ihrer Friends-Bubble feststecken

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Wir in Österreich sind bekannt für schöne Berge, gutes Schnitzel und gemütliche Kaffeehäuser, aber ganz sicher nicht für unsere Offenheit. Warum niemand länger als eine Minute Englisch sprechen kann, danach sofort in den tiefsten Dialekt verfällt und die meisten am liebsten in der eigenen (österreichischen) Bubble bleiben.

Wer schon einmal versucht hat, die Sprache auf einer Party in Österreich dauerhaft von Deutsch auf Englisch zu switchen weiß, es ist ähnlich frustrierend, wie am Sonntag Lebensmittel zu kaufen. Du kannst es schon machen, vielleicht wird es kurz funktionieren, am Ende bereust du es.

Mir wurde das erst klar, als ich mit einer Freundin in Wien zusammen zog. Sie kommt aus Slowenien und arbeitete in einem internationalen Unternehmen. Sprich: alle in ihrem Umfeld sprachen entweder Englisch oder Slowenisch oder beides. Waren ihre Freund*innen zu Gast bei uns oder ich in ihrer Runde mit dabei, wurde aus Rücksicht auf mich nie Slowenisch gesprochen. Ehrensache, wie sie sagt. 

Bei meinen Treffen hingegen war sie manchmal die einzige Person, die kein Deutsch verstand. Für mich war die Gleichung einfach: Ist sie dabei, müssen alle Englisch sprechen. Ehrensache. Oder?

Boa he, Englisch…

Wir bemühten uns alle. Doch umso länger der Abend, desto mehr schien die Motivation zu sinken. Spätestens bei Geschichten über die eigene Familie oder das eigene Zuhause wurde nicht nur in Deutsch, sondern in den Dialekt gewechselt. 

Kommunikation ist wie so vieles im Leben eine Gewohnheit. In Konstellationen, die es gewohnt sind Deutsch zu sprechen, schleicht sich das immer wieder ein. Durch unser Zusammenleben bemerkte ich, wie eingerostet mein eigenes Englisch war. Während sie jedes wichtige Wort von medizinischen Begriffen bis hin zu Datendefinitionen wusste, fragte ich jedes Mal wieder: “What’s the word for bla bla again?”

BAM! | Marietta Dang

Muss sie halt Deutsch lernen 

Gerne wurde meine Freundin immer wieder gefragt, warum sie nach so vielen Jahren immer noch nicht Deutsch könne. Sie sagte dann, dass sie “unser Deutsch” doch auch nicht verstehen würde und hatte damit natürlich recht. Während Menschen mit Migrationsgeschichte mitten in Sätzen und Gedanken die Sprache wechseln konnten, war es wirklich zu viel verlangt, die Sprache auf einer Party zu wechseln?

In manchen Ländern gelten Menschen aus anderen Ländern, zum Beispiel Expats, als besonders cool. Gerne wechselt man für sie zu Englisch, in der Hoffnung, dass alle mitreden können. Je internationaler der Freundeskreis oder die Party, desto besser.

In Österreich sind wir von diesem Trend noch einige Stücke entfernt, um es sehr diplomatisch auszudrücken. Wien wurde mehrmals zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt, aber eben auch zur unfreundlichsten. Österreich zählt zu den zehn Ländern, in denen es Expats besonders schwer haben, neue Menschen kennenzulernen. Ein Vorbild könnten wir uns an dieser Stelle übrigens an Mexiko nehmen, das seit einigen Jahren das beste Land ist, um neue Freund*innen zu finden.

BAM! | Marietta Dang

Am liebsten bleibt man in Österreich unter sich. Und damit ist bereits das eigene Bundesland gemeint. Ich komme aus Oberösterreich. Uns eilt im Rest des Landes (vor allem in Wien) ein Ruf voraus. Wir treffen wie die Ameisen überall in Scharen ein und bleiben dann auch unter uns. Angeblich gab es im achten Wiener Gemeindebezirk einmal eine ganze Straße, in der nur Leute aus Oberösterreich lebten. Ich kann diese Info leider nicht verifizieren, darum lasse ich sie zum Nachdenken einfach mal im Raum stehen.

Betonierte Gemeinsamkeiten

Es würde uns auf vielen Ebenen gut tun, wenn wir uns freuen würden, wenn jemand Neues dazu kommt. Neues bereichert das Leben. Auch wenn dieser Gedanke in diesem Land gerne sofort wieder verbannt wird. Meine Freundin und ich erkannten in unserem Zusammenleben zum Beispiel, dass in Deutsch und Slowenisch viele Wörter gleich sind. Wie etwa “Beton” und viele andere Begriffe, die oft mit der sogenannten Gastarbeit zu tun haben.

Wenn also das nächste Mal jemand dabei ist, der oder die nicht Deutsch spricht, sei kein Lauch und wechsle zu Englisch. Ich für meinen Teil nehme mir ein Beispiel an meiner Mitbewohnerin, die heute noch zu meinen Lesungen kommt, obwohl sie kein Deutsch versteht und mein Buch Seite für Seite in Google Translate liest. Ehrensache! Von dieser Motivation können wir uns wohl alle ein Stück abschneiden.

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Über die Autorin, Eva

Eva Reisinger wuchs irgendwo im Nirgendwo in Oberösterreich auf. Sie war Österreichkorrespondentin für das junge Magazin des ZEIT-Verlags, kann einen Doppelliter Bier anschreien und am 14. Jänner erschien ihr erstes Buch „Was geht, Österreich?“. Sie lebt als freie Autorin in Wien.