Hinter den Bergen: Kängurus oder Bierkrüge?

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Österreich nimmt sich ja selbst wahnsinnig wichtig. Aber wie sieht es im Ausland aus? Schert sich irgendjemand um dieses kleine Land namens Österreich? Eine Kolumne mit Urlaubsgrüßen! 

Österreich nimmt sich selbst gerne recht wichtig. Denn obwohl wir nicht einmal neun Millionen Einwohner*innen haben und von der Fläche her gerade einmal der japanischen Insel Hokkaido gleichen, sind wir besser als die Schweiz und als Deutschland sowieso!

Du grinst gerade? Tja, in Sachen Selbstbewusstsein haben wir im Land wirklich keinen Aufholbedarf. Aber wie sieht man uns eigentlich im Rest der Welt?

“From where are you?”

Die Urlaubszeit bietet in Sachen Außenwahrnehmung Österreich ganz wunderbare Einblicke. Egal, ob im Taxi oder mit dem Bacardi-Strohhut am Kopf an der Hotelbar, man kommt dem Gespräch über das Herkunftsland einfach nicht aus. “From where are you?”, gehört zum Einmaleins des Urlaubs-Smalltalks zwischen Tourist*innen und mit den Gastgeber*innen. Im Gegensatz zur verwandten, aber rassistisch motivierten Frage, “Woher kommst du wirklich?”, wollen die meisten Menschen im Urlaub tatsächlich einfach nur ein Gespräch beginnen.

© Cansu Tandogan

Sogar in Ländern, in denen Deutsch gesprochen wird, will das gleich mal geklärt werden. “Woher kommts ihr denn?” In Deutschland kommt es darauf an, wie weit nördlich man sich bewegt, je nachdem wird nachgefragt, ob man aus Bayern, der Schweiz oder doch vielleicht Österreich kommt. 

Als Ösi entlarvt, bekommt man gleich viel Wertschätzung (herrlich herzig diese Wiener*innen!) und auch gleich noch alle Österreich-Wander oder Ski Geschichten erzählt. In Deutschland liebt man diese Ösis, auch wenn man sie nicht wirklich versteht (oder sind wir uns ehrlich, genau deswegen). In der Schweiz sind die Österreicher*innen allen recht wurscht, weil naja die Schweiz ist eben die Schweiz und Berge hat man eh selbst.

Menschen fragen zwar gerne, woher man kommt, aber insgeheim hoffen doch alle, niemanden aus dem eigenen Land zu treffen oder (Bewahre!) noch schlimmer, aus demselben Bundesland. 

© Cansu Tandogan

Mein Griechenlandurlaub ging gerade eben zu Ende. An diesem Abend schaufelte ich Schafskäse in meinen Mund, als ich hinter meinem Rücken einen sehr vertrauten Dialekt hörte. Eine oberösterreichische Familie hatte gerade Platz genommen. Der Familienvater klinkte sich sofort aus und schaute das Lask-Fussball Spiel am Handy. Der Rest der Familie sprach über “Wös” (Wels), ihre “Ötan” (Eltern) und die “Öpfe” (Äpfel) im Garten. Ich leerte gleich mal viel Raki in mein Glas nach und bemerkte, dass mich nichts so triggert, wie meine eigene Herkunft.

Leider no Kängurus

Je weiter ich mich in Urlauben von Europa entfernte, desto weniger schien man sich logischerweise für das Land zu interessieren. Ich kann es gar nicht an meinen Händen abzählen, wie oft jemand Austria mit Australia verwechselt hat. Nein, nein, leider nicht Australien, sondern Austria dieses Land neben Deutschland und leider no Kängurus. Das Funkeln in den Augen verabschiedete sich dann immer recht schnell.

© Cansu Tandogan

Als ich eine Zeit in der Türkei lebte, lernte ich den Satz, “Ich bin aus Österreich” gleich mal auswendig, um die ständigen Missverständnisse zu beenden. Nicht nur im Türkischen und im Englischen sind sich die beiden Länder sehr ähnlich, sondern auch auf Chinesisch, Albanisch oder Spanisch. Der österreichische Tourismus versuchte das schon vor Jahren mit einem Witz aufzufangen und vermarktete T-Shirt mit dem bekannten gelben australischen Verkehrsschild und dem Zusatz „No kangaroos in Austria“. Nicht schlimm, dafür haben wir Lederhosen und Schnitzel!

 

Typisch Austria!

Auch interessant ist natürlich, was die Menschen mit Österreich so verbinden, wenn sie mal gecheckt haben, dass wir keine Insel sind. Dann kommt gerne Sisi, Mozart, Lauder und vielleicht auch noch Schwarzenegger. Ob das unsere Arroganz berechtigt, stelle ich an dieser Stelle mal als Frage in den Raum.

Alles wie daheim

Im Urlaub erklärte mir der Host übrigens auch noch, dass er mit den Menschen aus Österreich noch nie schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Ich fragte ehrlich überrascht nach. Er nickte und erklärte: Sie seien freundlich, hätten gescheite Bierglas Größen und würden mehr Spaß beim Trinken haben als die Deutschen. Ich lachte kurz und fragte mich dann, ob wir vielleicht den Deutschlandhass in die Urlaubsländer schon importiert haben?

So oder so maßen wir uns im Urlaub ja einiges an: Gehen um 18 Uhr ganz allein im Restaurant essen, bestehen auf Schwarzbrot, trinken Soda Zitron oder spritzen den Wein auf. Ganz egal, ob das in dem Land jetzt ein absoluter Fauxpas ist oder nicht und der Kellner oder Kellnerin beim Zusehen beinahe einen Herzinfarkt bekommt. Man könnte fast meinen, man fährt in den Urlaub, um dort alles genauso zu machen wie Zuhause. Ein Freund meiner Eltern sagt darum nach jeder Reise auch: Daheim ist es ja eh viel schöner!

© Cansu Tandogan

Wir möchten wissen, was hast du als Österreicher*in im Ausland so über dein Land gehört? Peinliche und lustige Geschichten bitte an: redaktion@bam-magazin.at

Über die Autorin, Eva

Eva Reisinger wuchs irgendwo im Nirgendwo in Oberösterreich auf. Sie war Österreichkorrespondentin für das junge Magazin des ZEIT-Verlags, kann einen Doppelliter Bier anschreien und am 14. Jänner erschien ihr erstes Buch „Was geht, Österreich?“. Sie lebt als freie Autorin in Wien.