Matura, und was jetzt?!

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Die Schule abgeschlossen, die Matura im Sack und nun soll das vermeintlich “richtige” Leben, das “Erwachsenenleben”, beginnen? 

Leichter gesagt als getan: Von Steuerangelegenheiten übers Studium bis hin zum Erwachsensein; junge Erwachsene – auch bekannt als frisch gebackene Matura-Absolvent*innen wie ich es eben gerade bin, – haben in den meisten Fällen keine Ahnung, wie das Leben nach der Schule weitergehen soll, was für Pflichten sie erfüllen müssen und welche Optionen sie überhaupt haben. Wir werden quasi einfach alleine gelassen.

What to do nach dem Abschluss?


Die erste Entscheidung, die viele Absolvent*innen während oder direkt nach der bestandenen Maturaprüfung treffen müssen, ist die über den zukünftigen Berufs- und Lebensweg. Wollen wir erstmal Pause machen, gleich ins Studium starten, das Bundesheer oder den Zivildienst absolvieren oder gleich arbeiten gehen?

Heutzutage gibt es so vieles, was junge Menschen werden können. Die Optionen sind beängstigend endlos. Nicht, weil es so schwer ist, sich für einen Weg zu entscheiden (obwohl es das auch ist!), sondern weil wir nicht die falschen Entscheidungen treffen wollen.

Ärzt*innen, Anwält*innen oder der falsche Weg?

Unsere Gesellschaft lässt diese eine Wahl zu einer absoluten Zukunft werden, die das restliche Leben bestimmen wird. Genau deshalb soll man Arzt*in, Anwalt*in oder Techniker*in werden. Denn Geld ist der Richtwert für Freude und Lebenszufriedenheit. Für viele zumindest! Sich danach umzuentscheiden, im Wissen zu leben, den falschen Weg gewählt zu haben oder einen Beruf zu wählen, der nicht viel Geld reinbringt, wird ungern gesehen, denn das einzig wichtigere als Geld? Zeit! 

© Cansu Tandogan

“Ein Jahr verschwendet zu haben”, ist eines der schlimmsten Dinge, die man heutzutage machen kann. Lieber drücken wir den Studiengang oder den Job durch und versuchen das Beste rauszuholen, als etwas zu finden, was einen wirklich erfüllt. (Wie auch, wenn uns das keiner vorlebt?)

Wie sollen wir Maturant*innen denn binnen Monaten wissen, was wir für die restlichen 60 Jahre machen wollen? Ich zumindest will nicht in 60 Jahren dastehen und meine jetzigen Lebensentscheidungen bereuen, wie ich es bei so vielen Freund*innen meiner Eltern sehe.

© Cansu Tandogan

Unsere Meilensteine

Mindeststudienzeiten, das Erreichen von bestimmten Einkommensklassen innerhalb weniger Jahre und gesellschaftlich festgelegte Meilensteine machen es jungen Erwachsenen schwer, sich selbst kennenzulernen und wirklich herauszufinden, wer sie sein wollen. Und das sind nur wenige von vielen Punkten, denen sich vor allem die jetzige Generation stellen muss.

Nein, dieser Artikel ist kein Text eines Jugendlichen, der sich darüber aufregt, dass alles so schlimm ist, obwohl Generationen davor durch ähnliche Situationen gehen mussten. Aber ist das nicht der traurige Punkt? Dass schon so lange die selben Probleme und Sorgen existieren, es aber noch keine Lösung gibt? Warum sollten wir uns damit abfinden, dass es so schwer ist, die ersten Schritte im Erwachsenenleben zu gehen, wenn es doch so viel einfacher geht?

Mit einem Fuß im Häfen

Wieso müssen wir alles aus dem Nichts kreieren, wenn die Bausteine doch schon existieren? Die Jüngsten von uns kommen aus der Schule mit dem Gedanken, alles zu wissen. “Allgemein gebildet” zu sein. Ironischerweise stehen wir Monate später mit unserem Maturazeugnis noch in der Hand vor einer Finanzamts-Mahnung. Wie wir unsere Steuern zu zahlen haben, hat uns keiner beigebracht! Sollten wir nicht aber genau so etwas wissen? Ist das nicht “fürs Leben lernen”?

© Cansu Tandogan

Gen Z oder Gen Lost?

Warum lernen wir das in der Schule nicht? Wenn wir ehrlich sind, ist die Generation Z doch auch irgendwie eine Generation Lost. Wir stolzieren durchs Leben, stolpern und stehen wieder auf, ohne irgendetwas zu bereuen. Aber innerlich macht uns diese Ungewissheit Angst. Dazu kommt noch, dass wir dazu gezwungen sind, eine Zukunft zu planen, die dem Untergang geweiht ist.

Hallo Klimakrise!

Vor allem, wenn dieser Druck von älteren Generationen kommt, die ironischerweise genau der Grund sind, warum wir uns einer globalen Klimakrise stellen müssen, sie aber von uns erwarten, dass wir alles wissen und sich darüber aufregen, dass wir andauernd am Bildschirm hängen. Aber: “Ihr habt es ja so viel leichter als wir!” – Sure! Das ermutigt uns natürlich, unsere Zukunft zu planen. Überhaupt mit dem Wissen, dass in den nächsten 50 Jahren Tornados, Hitzewellen oder Schlangen, die uns durchs Klo angreifen, wüten werden.   

© Cansu Tandogan

Was tun, wenn die Welt untergeht? Wir kämpfen!

Entscheidungen gezielt zu treffen oder geschweige denn unser gesamtes Leben zu definieren, ist für uns gerade unmöglich. Wie soll ich mit 18 Jahren kurz nach der Matura entscheiden, was ich machen will? Und was für einen Sinn hat es, wenn die Welt eh untergeht?

Vielleicht ist der Grund, warum wir uns hinter Social Media verstecken und uns mit Medien ablenken, um uns nicht mit der Realität auseinandersetzen zu müssen. Einer Realität, der wir uns als Generation dem Anschein nach allein stellen werden müssen. Trotz allem sind wir eine Generation, die durch diese Angst verbunden wird, denn heute stehen wir gemeinsam auf und setzen uns für unsere Zukunft ein. Eine Zukunft, die nicht nur für uns ist, sondern auch für alle Generationen nach uns.

© Cansu Tandogan

Denn eines steht fest: Wir mögen uns zwar vor Berufsplanung und dem Finanzamt fürchten, wenn es aber um unsere Rechte und unser Leben geht, kämpfen wir.

Über Cansu Tandogan

Die gebürtig türkische Wienerin ist aus der grünen Donaustadt ins gut-duftende Favoriten übersiedelt, um ihrer Leidenschaft, dem visuellen Storytelling und der Fotographie nachzugehen. Mehr dazu auf @lautestimmen.

Über Lucas

Ist in Wien geboren und aufgewachsen, wurde jedoch irgendwann in die Untiefen des mysteriösen Niederösterreichs geschleppt und lebt seither dort. Mit einem großen Lächeln und einem Gespür für sozio-politische Angelegenheiten, gibt er sich ganz dem Fotografieren, Schreiben und Kreieren hin. Mehr von ihm findest du hier: @lucasnguyenp