Hinter den Bergen: Die Beziehung zwischen Piefke und Ösis

Während die Deutschen große Sympathien für Österreich hegen, lästern die Ösis gern mal über das Nachbarland. In dieser Kolumne möchte ich klären, warum ihr Beziehungsstatus derart kompliziert ist. 

Sie haben keinen Humor, Skifahren können sie sowieso nicht und erst wie sie reden. Über die Deutschen wird in Österreich viel geschimpft und oftmals kein gutes Haar gelassen. Und zwar ohne, dass man dabei Angst haben müsste, eine auf den Deckel zu bekommen. Denn die Deutschen sind vielerorts nicht ganz so beliebt.

Ein Zwiespalt

Die Abneigung gegen Deutschland gehört genauso zu unserem Land wie die Liebe zum Skifahren und die Kaffeehauskultur. Natürlich hat Österreich nicht per se gegen alle Deutschen etwas. Aber wirklich mögen, tut man sie eben auch nicht. Das betont man zwar dauernd, aber nicht vor den Deutschen. Ein bissl einen Anstand hat man ja doch noch. 

Denn die Deutschen sind die wichtigste Gruppe im Tourismus. Und auch wenn sie nicht gescheit Skifahren können und geizig sind, so freut man sich über das Geld, das sie da lassen. Österreich ist schließlich wunderschön und „so herzig, wie hier alle sprechen“. Dazu noch die kulinarischen Meisterleistungen wie Kaiserschmarren, Schnitzel und erst dieser charmante Wiener Schmäh der Kellner*innen im Gast- oder Kaffeehaus. Was will man mehr?

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Fernsehserie über die Piefke 

In den 1990er Jahren machte sich Österreich schon in der Fernsehfilm-Serie „Die Piefke-Saga“ über die deutschen Tourist*innen in Tirol lustig. Heute ist das nicht anders. Während man in Deutschland mit einem Lächeln auf den Lippen über “die Ösis” spricht, meint es in Österreich meistens niemand lieb, wenn er oder sie von den „Piefke“ redet.

Und genau diese Gegensätzlichkeit macht das Verhältnis zwischen Deutschland und Österreich so interessant und die Hassliebe erst möglich. Denn Deutschland mag Österreich. Sehr sogar. Ein sehr wichtiger Punkt dabei ist, meiner Meinung nach, dass man einiges nicht versteht. 

Die Sprachbarrieren retten die Beziehung. Und den Rest des Rüpelverhaltens, das in unserem Land ja oftmals an der Tagesordnung steht, stempelt man als Schmäh und somit als Ferienerlebnis ab. Dass der weltberühmte Wiener Schmäh natürlich etwas anderes meint, ist zum Glück noch nicht nach Deutschland durchgedrungen. Denn die Deutschen sind im Gegensatz zu uns Österreicher*innen wirklich höflich und tun nicht nur so. 

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Deutschlandaversion sogar wissenschaftlich belegt

Der Wissenschaftler Thomas Köllen beschäftigt sich beruflich mit dem sogenannten Antigermanismus. Er sagt zu VICE, dass Österreich die Abgrenzung zu Deutschland brauche, um sich selbst zu vergewissern, dass Österreich eine tolle Nation sei. „Sie müssen sich nur die ganzen Attribute, die Deutschen zugeschrieben wurden, ansehen: Der plumpe, humor- und kulturlose, laute Deutsche – das ist praktisch eine Spiegelung, ein Gegenbild, des österreichischen Selbstbildes.“

Während Österreich also versucht, möglichst nicht Deutschland zu sein, ist man sich eigentlich ähnlich. Dazu kommt ein ordentlicher Komplex, denn auf den großen Bruder und die große Schwester ist man immer neidisch. So ist Deutschland natürlich viel größer und darum auch deutlich wichtiger (und auch im Fußball haben sie die Nase vorn, was wir aber natürlich niemals zugeben würden, I mean Córdoba 1978!). 

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Die Alpenrepublik schaut also böse nach oben und lästert über den Streber namens Deutschland, der scheinbar alles besser macht. Damit es leichter zu ertragen ist, sagt man sich, die sind vielleicht erfolgreicher, haben dafür aber keinen Spaß, ha! Wir haben Mehlspeisen, Sisi, Bilderbuch und Beethoven. Ah, wie bitte? Letzteres ist natürlich eine Lüge.

P.S. Ein neuer Teil der Piefke-Saga über Ischgl wurde übrigens angekündigt. Kein Schmäh.

Über die Autorin, Eva

Eva Reisinger wuchs irgendwo im Nirgendwo in Oberösterreich auf. Sie war Österreichkorrespondentin für das junge Magazin des ZEIT-Verlags, kann einen Doppelliter Bier anschreien und am 14. Jänner erschien ihr erstes Buch „Was geht, Österreich?“. Sie lebt als freie Autorin in Wien.