Hinter den Bergen: Österreichische Phrasen der letzten zwei Jahre, die du niemals wieder vergessen wirst

  • Lesedauer: 3 Minuten

Irgendwann wird die Pandemie vorbei sein. Zumindest irgendwie. Neben all den neuen Coffee-to-Go-Bechern im Regal oder der Abneigung gegen das Spazierengehen, wird sich noch etwas anderes ändern: Die Pandemie hat die Sprache beeinflusst und neue Wörter und Phrasen geschaffen. Österreich wäre aber nicht Österreich, hätten wir nicht eigene Kreationen zu bieten.

 

“Herst mi eh?” / “Siagst mi eh?” 

 

Wir denken an die ersten Online-Meetings zurück. Gerade so hatten wir es geschafft, diese neue, blaue App zu installieren. Die Blusen waren frisch gebügelt, untenrum trugen wir vernudelte Jogginghosen und fühlten uns rebellisch dabei. Keine Termine draußen, Yoga zu Hause, endlich Zeit zum Lesen und Brotbacken. Nach der Hefekrise im Supermarkt ist die Bluse längst nicht mehr gebügelt und die Technik funktioniert auch nach zwei Jahren Pandemie nicht bei allen. 

 

Bei den Kandidat*innen, bei denen die Kamera vor zwei Jahren schon „kaputt“ war, ist sie es natürlich immer noch. Längst sitzen alle im Jogginganzug. Während wir die fettigen Haare aus dem Gesicht streichen und uns über den einen Kollegen ärgern, der immer noch nicht gecheckt hat, dass er das Mikro muten sollte, wenn er sich einen Kaffee macht. Oder über die eine Kollegin, die zwar mutet wie ein Pro, aber vergisst, dass man sie natürlich sieht, wenn sie ihre Wäsche während des Meetings aufhängt. Ja und am allerbesten sind jene, die einen Monolog halten, während die anderen wild gestikulieren und nicht bemerken, dass sie seit vielen Minuten auf stumm sind.

© BAM! | Marietta Dang

“Mei WLAN geht leider imma nu net gscheit, tschuldigung!”

 

Die Pandemie dauert auch erst etwa zwei Jahre an, außerdem war so viel anderes zu tun und überhaupt… dieses Internet wird doch total überbewertet, ich persönlich glaube ja nicht, dass sich das durchsetzen wird (hahaha).

 

“Scho wieder Lockdown, oida!”

 

Ich erinnere mich an den perlenden Schweiß auf meiner Stirn zu Pamela Reifs Home Workouts und der Einsicht, dass diese Trainings ganz sicher nicht für alle Menschen geeignet sind. Oder an das erfolglose Brotbacken, die neuen Pflanzen auf dem Balkon, die längst gestorben sind, oder der frisch aufgeräumte Keller, der mittlerweile so zugemüllt ist, dass man nicht einmal die Tür öffnen kann. 

 

“Treffen wir uns zum Spazierengehen?”- “FIX NET!” 

 

Ein Grinsen umspielt die Lippen, wenn ich an die eigene, anfängliche Naivität denke. Spazierengehen for fun. Ja genau! LOL. Damals, als wir noch gerne in der Gegend herumliefen und dachten, das würde uns jetzt entschleunigen und außerdem sei Bewegung doch so gesund! 

 

© BAM! | Marietta Dang

Wir kauften spezielle Outdoordecken und Picknickkörbe und verabredeten uns auf einen Kaffee, obwohl alles, was man dazu brauchte, geschlossen hatte. Geburtstage und Hochzeiten wurden draußen gefeiert. Egal wie kalt oder warm, ob Regen, Schnee oder 40 Grad. Kurz war dieses ständige draußen sein ja ganz nett, spätestens nach der ersten Blasenentzündung aber auch wieder over.

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“Des geht sich net aus, lass uns verschieben!”

 

Was haben wir nicht alles ins Irgendwann verschoben (Treffen, Termine und was weiß ich) und nie nachgeholt, weil Corona eben nie vorbei war. Es bleibt spannend, die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

“Wie war dein Wochenende? Ach, geh doch sche*ßen!” 

 

Es wäre hier keine österreichische Aufzählung ohne passive Aggressivität. Ähnliche Fragen gewannen an Explosivität, einfach, weil niemand irgendwas Interessantes mehr erlebt hatte. Noch schlimmer war nur die Frage: “Wie geht’s dir?”.

 

© BAM! | Marietta Dang

“Sat’s es eh getestet?” / “Sat’s es eh geimpft?” 

 

Der gängigste Satz der österreichischen Gastronomie seit “Suacht’s euch selbst an Platz.” Ein liebliches “Jo, jo!” säuselte man schnell zurück, unabhängig davon, ob man das war oder nicht. Während anderswo kontrolliert und gescannt wurde, packte man die landestypische Wird-schon-passen-Mentalität auf den Tisch.

 

“Ich brauch ka neue Normalität, hab’ die alte!”

 

Bei unzähligen Pressekonferenzen fielen neue Wortkreationen aus dem Fernseher, wie diese eine Süßigkeit (die niemand will) aus der Celebrations-Packung. Ständig war die Rede von Babyelefanten, Normalität und Licht am Ende eines Tunnels. 

 

“OIDA!”

 

Der typische Ausruf sollte nun auf eine Regel aufmerksam machen: „Obstond hoitn. Immer d’Händ‘ woschn. Daham bleiben. A Masken aufsetzn.“

 

© BAM! | Marietta Dang

“Na geh weida!!!!”

Irgendwann hat es allen gereicht und die anfängliche Motivation, das Beste aus der Situation zu machen, schwand vor sich hin, wie eine Latsche an einem heißen Sommertag. Zum Glück existieren unzählige Austriazismen für diesen Gemütszustand. Von „Mi gfreit’s nimma!“ bis zu „Geh‘ leck!“.

“Machma’ Nasenbohrer!” -”Bitte net so weit eini!”

 

Mich durchzuckt ein Schmerz, wenn ich an die ersten Antigentests zurückdenke, wo das Staberl einmal in meinem Hirn umgerührt hat. Danach war dieser Bereich entweder taub oder ich hatte mich daran gewöhnt. Heute haben die Tests einen beinahe meditativen Effekt auf mich. 

 

© BAM! | Marietta Dang

“Heast Sie Wappler, Maske über die Nase!” 

 

In der Bundeshauptstadt hörte man (wie immer) die schönsten Aussagen.

 

“Schmus ma, jetzt ist’s ah schon wurscht.” 

 

Geschmust wurde zuerst gar nicht, dann ganz viel. Stresslos war es nie.

 

In diesem Sinne – bleibt gesund, schaut’s auf euch in diesen schwierigen Zeiten und ich suche das Licht am Ende des Tunnels für euch. Wir werden sicher auch nach der Pandemie noch ungeduldig sein, uns wünschen, weniger geschmust zu haben, oder das Homeoffice vermissen.

Über die Autorin, Eva

Eva Reisinger wuchs irgendwo im Nirgendwo in Oberösterreich auf. Sie war Österreichkorrespondentin für das junge Magazin des ZEIT-Verlags, kann einen Doppelliter Bier anschreien und am 14. Jänner erschien ihr erstes Buch „Was geht, Österreich?“. Sie lebt als freie Autorin in Wien.