Der BAM! Pride-Guide oder die Dos and Don’ts für heterosexuelle Menschen auf der Regenbogenparade

  • Lesedauer: 5 Minuten

Juni ist Pride-Monat und das bedeutet: mehr Sichtbarkeit für die LGBTQIA+ Community. Es finden zahlreiche Events statt, deren Ziel es ist, auf Diskriminierung, Rechte und Forderungen der Community aufmerksam zu machen. Aufmerksamkeitsstark ist vor allem die Regenbogenparade in Wien. (Heuer am 11. Juni). Auf der größten Demo Österreichs ist jede Person willkommen, solange sie sich benimmt.

 

Wir haben Leute aus der Community gefragt, was die absoluten Don’ts and Dos auf der Pride sind.  Wurstaufschnitt, Candy Licious, Katharina Kacerovsky-Strobl, Gazal, Su She und W1ze klären auf:

Wurstaufschnitt, Content Creator:

 

Don’t: Gehe mit der Vorstellung zur Pride, dass es nur eine riesengroße Party ist.

Do: Beschäftige dich aktiv mit den Hintergründen der Pride. Wir marschieren nicht aus Spaß, sondern für mehr Akzeptanz und Rechte.

© Christopher Hanschitz

Don’t: Verurteile Dinge, die du sehen wirst und dir fremd erscheinen.

Do: Die queere Community ist vielfältig und viele Facetten werden auf der Pride sichtbar sein. Wenn du etwas entdeckst, was du nicht kennst, versuche respektvoll zu sein – frage nach oder zücke dein Handy und google.

 

Don’t: Höre am Tag nach der Pride auf, ein*e Unterstützer*in zu sein, sondern…

Do: …sei’ ganzjährig ein Ally. Entweder ganz oder gar nicht.

Candy Licious, Dragqueen und Model: 

 

Don’t: Betitle hetero Menschen als “normal” (daraus folgt nämlich, dass queere Menschen abnormal sind). 

Do: Lies dich in ein und kenn’ dich mit gendergerechter Sprache aus. 

 

Don’t: Sag’ sowas wie: “Wir” haben schon alles erreicht. 

Do: Unterstütze LGBTQIA+ Rechte (auf der Pride, aber auch darüber hinaus) und beschäftige dich auch mit der internationalen LGBTQIA+ Lage, die leider immer noch von Herausforderungen, Unterdrückung und Hass gekennzeichnet ist.

© Christopher Hanschitz

Don’t: Kategorisiere Kleidung von Dragartists, die du vor, auf oder nach der Pride bewunderst, als Frauen- oder Männerkleidung. 

Do: Weiß’ Bescheid: Kleidung hat kein Geschlecht. Drag ist Kunst und somit ist Kleidung Teil der Kunst und darf nicht in die binäre Geschlechtslade gesteckt werden. Ich trage keine Frauenkleidung, sondern Outfits – simple and easy!

 

Katharina Kacerovsky-Strobl, Pride-Organisatorin von Vienna Pride:

 

Don’t: Mach’ deinen Junggesellen/Junggesellinnen-Abschied auf der Regenbogenparade. 

Do: Hab’ Spaß auf der Pride und genieße die Stimmung – auch wenn du (noch) nicht Teil der LGBTQIA+ Community bist. 

 

Don’t: Versuche, Leute auf der Pride abzuschleppen bzw. nutze die Regenbogenparade als Aufreiß-Veranstaltung.

Do: Nutze die Pride als Ice Breaker für LGBTQIA+ Themen auf Familienfesten und rede darüber. Wer weiß, vielleicht hört ja z.B. deine Nichte zu, die sich sonst niemandem anvertrauen kann.

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Don’t: Sieh’ die Pride als x-beliebige Party.

Do: Lerne Sachen über dich selbst durch die Pride. Nutze die Gelegenheit zu überlegen, wieso möglicherweise manche Sachen auf der Pride dich irritieren. Wieso bist du von zwei Männern, die Hand in Hand gehen, irritiert, aber das Familienfoto auf dem Schreibtisch deiner*s Kolleg*in in einer hetero Beziehung ist ganz normal?

© Christopher Hanschitz

Gazal, Musikerin:

 

Don’t: Eskaliere auf der Pride und schau’ weg bei Übergriffen jeglicher Art gegen queere Personen. 

Do: Schreite ein, wenn du auf der Parade oder auf dem Weg dorthin Übergriffe siehst. (Gilt eigentlich für jeden Tag!) Bring’ dich dabei aber nicht selber in Gefahr. Falls du nicht genau weißt, wie du handeln sollst, verständige gegebenenfalls die Polizei oder bitte andere um Hilfe. 

Don’t: Stellt den Menschen auf der Parade heteronormative Fragen à la “Wer ist bei euch der Mann oder die Frau in der Beziehung?“ 

Do: Kenne deine Grenzen in puncto unangebrachte Fragen und geh’ respektvoll mit deinem Gegenüber um. Akzeptiere, wenn die Person dir keine Antwort geben will. Im besten Fall informierst du dich im Vorhinein über queere Themen im Internet oder liest ein Buch dazu. Queere Menschen sind nicht da, um Bildungsarbeit für andere zu erledigen. 

 

 

Don’t: Verwende oder trag’ Begriffe zur Schau, die ursprünglich negativ behaftet waren, wie beispielsweise “Kampflesbe“. Disclaimer: Einige aus der Community verwenden diese Begriffe aber selbst. Das Verwenden ist den betroffenen Personengruppen überlassen, als ein performativer Akt der Neuinterpretation und Selbstermächtigung!

Do: Trag’ sichtbar Zeichen der queeren Community, wie beispielsweise Regenbogenbuttons oder Ähnliches.

 

Su She, Make-up-Artist: 

 

Don’t: Mach’ ungefragt Fotos, weil Leute auf der Pride in deinen Augen “besonders“ aussehen!

Do: Mach’ ein Kompliment, wenn du einen Look toll findest. Das ist Balsam für die Seele zu den negativen Kommentaren, die viele queere Personen im Alltag oft erleben. Und wenn du den Moment festhalten willst, frag’, ob, ihr gemeinsam ein Foto bzw. ob du vom Look ein Foto machen darfst und frag’ auch nach dem Social Media – alle lieben Credits!

© Christopher Hanschitz

Don’t: Geh’ zur Pride und unterstütze queere Personen und Organisationen, um deinen eigenen Ruf zu verbessern oder Gewinn daraus zu machen. 

Do: Gib’ queeren Personen das ganze Jahr über deinen Support. Wie? Mit Spenden oder indem du Organisationen unterstützt, dein Umfeld über queere Themen aufklärst, dich selbst weiterbildest, hilfst, wenn du Ungerechtigkeit beobachtest, etc…

W1ze, Artist: 

 

Don’t: Geh’ davon aus, dass du die Pronomen von den Menschen auf der Pride kennst. 

Do: Frag’ respektvoll: “Wie darf ich dich ansprechen?“ Und fühl’ dich frei, auch deine Pronomen zu teilen. Vertrau’ mir, am Ende des Tages werdet ihr Besties sein. 

 

Don’t: Geh’ davon aus, dass jede*r auf der Parade mit dir schlafen will. Ein Kompliment kann ehrlich gesagt manchmal nur ein Kompliment sein. 

Do: Lerne die Personen richtig kennen, wenn du sie wirklich magst.

Don’t: Stell’ deine Sexualität über die der anderen. Disclaimer: Wir sind alle gleichgestellt! Es besteht kein Grund, sich wegen des Geschlechtes überlegen zu fühlen. 

Do: Sei’ einfach du selbst auf der Pride – offen, aufrichtig und sprich’ über deine Gefühle.

© Christopher Hanschitz

Die Dos and Don’ts sind eine gute Richtlinie, um als hetero Person (aber auch als  Person der LGBTQIA+ Community) die Pride respektvoll zu besuchen. Die Richtlinien gelten aber verständlicherweise auch an allen Tagen, nicht nur während der Pride.