Wie du deine eigene Schönheit findest in einer Welt, die uns sagt, dass wir alle gleich aussehen müssen

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In einer Welt mit scheinbar immer perfekt aussehenden Stars, Beauty-Filtern, Victoria’s Secret Models und einer Reizüberflutung von “perfekten” Darstellungen des menschlichen Körpers in den sozialen Netzwerken, in Magazinen und auf Plakaten, ist es ein Leichtes, sein eigenes Aussehen anzuzweifeln. Müssen wir uns aber an diese Ideale anpassen? Wer entscheidet eigentlich, was Schönheit ist und was finde ich persönlich schön? Das möchte ich folglich genauer erläutern.

Heutzutage wird man von jeder Seite regelrecht mit Idealen überhäuft. Letztes Jahr waren Sanduhrfiguren das Nonplusultra, letztes Monat waren es dicke Lippen, heute sind es buschige Augenbrauen.Was wird es wohl morgen sein?

Schönheitsideale ändern sich laufend und das ziemlich schnell. Da immer mithalten zu wollen, kann ungesund für den eigenen Körper und vor allem auch psychisch sehr belastend sein – insbesondere für jüngere Generationen. Trotzdem werden unterschiedlichste Diäten und neuartige Beauty-Hacks ausprobiert. Teilweise wird sogar zu stärkeren Mitteln gegriffen und Schönheitsoperationen sind oft “der letzte Ausweg”. 

© Phil Sheldon Abipp | Unsplash

Das perfekte Äußere dank Beauty-Filter

Vor allem nach Konzerten meiner Partnerin Amy Wald versuchen wir uns viel Zeit für die Besucher*innen zu nehmen, plaudern mit ihnen, genießen die gemeinsame Zeit und machen dabei auch Fotos. Was ich dabei bemerkte: Bei fast jedem zweiten Selfie ist ein Beauty-Filter oder der Portrait-Modus aktiviert, die durch ihre Weichzeichner-Funktion alle Hautstrukturen “verschwinden” lassen.

Daraufhin versuche ich mit den Menschen immer zu reden, ob es okay wäre, in den normalen Kameramodus zu wechseln und versuche ihnen zu sagen, dass sie wunderschön sind, und zwar genau so wie sie sind und sich nicht hinter Filtern verstecken müssen.

© Valentina Vale

Teilweise geht mir das ziemlich nahe, um ehrlich zu sein, denn viele dieser Menschen sind im Teenager-Alter und ich kann förmlich spüren, wie unwohl sie sich ohne Filter fühlen. Anderen fällt gar nicht auf, dass der Filter standardmäßig aktiviert ist. Die Frage, die ich mir aber vor allem stelle, ist: Wenn es so leichte und zugängliche Möglichkeiten gibt, das eigene Gesicht und den eigenen Körper für den Screen zu “optimieren”, wie soll man lernen sich selbst zu akzeptieren? Und was ist Schönheit eigentlich?

Was ist Schönheit eigentlich? 

Schönheitstrends werden einerseits von Celebrities wie den Kardashians und andererseits von Social Media sowie traditionellen Medien und Werbung vorgeführt. Wie die Pilze sprießen Beauty-Filter für Instagram, automatische Weichzeichner-Funktionen auf fast allen Handys, Videos zu Crash-Diäten und “How to reduce fat, reshape and resize your body” Photoshop-Tutorials aus dem Boden.

Ich selber habe schon unzählige Crash-Diäten, Trainingspläne und vieles andere ausprobiert, um den gängigen Schönheitsidealen zu entsprechen, aber nichts davon hat mich nur ansatzweise glücklich gemacht. Denn, nichts davon war für mich nachhaltig. Es folgten trotzdem weitere Diäten mit immer wieder derselben Hoffnung “Diesmal klappt es!”. 

© Valentina Vale

Es kann schwer sein, sich selbst lieben zu lernen und eine Anleitung dafür gibt es per se auch nicht. Denn, jeder Mensch ist anders. Aber sind es nicht gerade die Merkmale, die uns von anderen unterscheiden das, was uns einzigartig macht und das, was uns zu uns macht? Ist nicht genau das “schön”?

Sich im eigenen Körper wohlzufühlen, ist eine Reise, die jeden Tag neu beginnt

Dieser Meinung ist auf jeden Fall die #bodypositivity Bewegung, die appelliert, dass Schönheit bedeutet, eben NICHT gleich auszusehen! Sehr viele Menschen können sich mittlerweile damit identifizieren und das ist auch nachvollziehbar. Ich gehöre dazu. Meiner Meinung nach ist das ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. 

© Daniel Olah | Unsplash

Auch meine persönliche Body-Positivity Reise war lang und aufhören wird sie wohl nie. An manchen Tagen fühl ich mich sicher und wohl in meinem Körper und an anderen Tagen will ich mich einfach verstecken. Mein Ziel war und ist es, meinen Denkansatz zu ändern und das wird mich mein Leben lang begleiten. 

Ich habe gelernt, mich selbst davon zu überzeugen, dass ich schön bin, wie ich bin. Und ja, es war wirklich ein Überzeugen! Schönheitsideale können oft sehr tief verankert in unserem Bewusstsein oder Unterbewusstsein sein und sich davon wirklich zu lösen, braucht Zeit. 

© Valentina Vale

Etwas, das mir geholfen hat, war folgende Frage:“Was finde ich an meinen Freund*innen und Bekannten schön?” Die Antwort war eindeutig: 

Ein ehrliches Lachen, strahlende Augen, wenn sie über etwas sprechen, das sie lieben, Ehrgeiz, Zielstrebigkeit, Gelassenheit, Vertrauen, ein aufmerksames Zuhören, Weltoffenheit, Toleranz, Hilfsbereitschaft… die Liste ist gefühlt unendlich. Ich denke also nicht an eine bestimmte Nase, sondern an Charaktereigenschaften und vor allem die Ausstrahlung. 

Schönheit ist also keine bestimmte Zahl oder Konfektionsgröße und bei Schönheit geht es auch nicht darum, dass eine breite Masse dieselben äußerlichen Eigenschaften anstrebt oder toll findet. Wahre Schönheit kommt von innen. Und ja, das ist ein Klischee-Spruch, den man sich an die Wand kleben kann, aber die Bedeutung dahinter ist definitiv nicht oberflächlich.

Wir können selbst entscheiden, was wir schön finden

Wir können entscheiden, was wir schön finden und was uns gefällt. Wir können entscheiden, Magazine mit Crash-Diät-Überschriften auf dem Titelblatt wegzulegen oder Instagram-Profilen vielleicht nicht mehr zu folgen, die einem, aus welchem Grund auch immer, ein schlechtes Gefühl geben. Wir können selber entscheiden, welchen Reizen wir uns auf Social Media aussetzen und dann doch lieber die Kanäle und Profile wählen, die einen dazu inspirieren, man selbst zu sein. 

© Renee Fisher | Unsplash

Und auch wir können entscheiden aktiv gegen Body-Shaming vorzugehen. Ersetze Sätze wie “Du siehst gut aus, hast du abgenommen?” mit “Du siehst gut aus, bist du glücklich?”, um Leuten nicht das Gefühl zu geben, sie sind nur schön, wenn sie abgenommen haben. Wir können auch Unternehmen meiden, die keine Diversität in ihren Werbungen integrieren, oder sie darauf aufmerksam machen, dass sie immer wieder nur die “normschönen” Menschen in ihren Werbungen ablichten.

Es wird sich in unserer Gesellschaft erst etwas ändern, wenn mehr und mehr Menschen laut werden und für Diversität einstehen. Das ist einer der Gründe warum ich versuche auf meinen Kanälen darauf aufmerksam zu machen, um vielleicht ein paar Menschen dazu zu inspirieren “out of the norm box” zu denken. 

Eines ist auf jeden Fall klar: Du bist schön genau, wie du bist! Also lass’ dir von niemanden etwas anderes einreden! Müssen wir also alle gleich aussehen? Nein, auf keinen Fall! Das, was dich schön macht, sind deine innerlichen und äußerlichen individuellen Merkmale. Embrace your flaws – genau das macht dich attraktiv und du wirst damit anderen Menschen den Mut geben, das auch zu tun!

Über Valentina

Valentina Vale kreiert seit 2014 ihre Videos und Fotos für die unendlichen Weiten des Internets. Die junge Wienerin geht ihren gänzlich eigenen Weg und spricht auf Youtube und Instagram frei über ihren Körper, ihre Sexualität und nicht zuletzt über ihre offene Beziehung. Sie bietet mit ihren Aufklärungsvideos eine große Projektionsfläche für viele junge Menschen und kreiert einen Safe Space im virtuellen Raum, indem sie Tabuthemen anpackt und sich kein Blatt vor den Mund nimmt.