Changing Climate: Mit welchen neuen Lebensweisen wir zurechtkommen müssen

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Sie existieren zuhauf: Artikel über die Klimakrise. Wir lesen von Fluten, Waldbränden und der drohenden Ressourcenknappheit. Die Klimakrise wird gezwungenermaßen auch unsere herkömmlichen Lebensweisen verändern. Aber was macht diese Reizüberflutung aus schlechten Nachrichten mit uns? Welche Auswirkungen haben die News über das Klima auf unsere mentale Gesundheit und unser Leben? 

Ich fühle mich wütend und hilflos zugleich. Aber ich habe Mechanismen gefunden, die mir dabei helfen, besser mit all den Emotionen umzugehen, die die Veränderungen des Klimas in mir auslösen. Vielleicht helfen sie auch dir:

1. Erster Instinkt: die Flucht – Wir können zwar nicht davor weglaufen, aber kurz die Augen zu machen

 

Mich erschüttern die Nachrichten über den Zustand unseres Erdballs. Um ehrlich zu sein, erschüttern sie mich so sehr, dass ich mich oft dabei ertappe, wie ich versuche, ihnen aus dem Weg zu gehen. Ich bin wütend, weil ich weiß, dass wir jungen Leute nicht an der Klimakrise schuld sind und hilflos, weil sich das Problem wie ein unbezwingbarer Berg vor uns auftürmt. 

© Amina Minou Reifenauer - Ben Hassen

Manchmal ist mein einziger Ausweg: aus den Augen aus dem Sinn. Für eine bestimmte Zeit schalte ich nicht die Nachrichten ein, lese bewusst die Seiten der Zeitung nicht, die über die Klimakrise und ihre Folgen berichten, und bleibe nicht auf den Instastorys dazu picken. Natürlich ist das nicht der optimale Lösungsvorschlag, aber es hilft mir, mich kurz davon zu erholen.

2. Banden bilden – Wir können das Klima nicht alleine retten


In den letzten Jahren haben sich Möglichkeiten etabliert, wie man als Einzelperson ein ressourcensparendes Leben führen kann. Wiederverwendbare Strohhalme, Jutebeutel statt Plastiksackerl, Straßenbahn statt Autofahren – wir alle wissen Bescheid.

Was sich für mich im Laufe der Zeit aber auch immer deutlicher herauskristallisiert hat, ist die Tatsache, dass wir als Einzelpersonen leider nicht die Superpower besitzen, die Dinge wieder geradezubiegen. Versteh’ mich nicht falsch: auch ich vermeide übermäßigen Plastikkonsum, trenne meinen Müll penibel und versuche, mein Konsumverhalten nachhaltiger zu gestalten, weil ich froh darüber bin, Möglichkeiten zu haben, meinen ökologischen Fußabdruck klein zu halten.

Was ich aber damit sagen will ist: Ich kann diese Welt und das Klima nicht alleine retten. Und genau das ist der springende Punkt: Es gibt Mittel und Wege, Großes zu bewegen. Und zwar im Kollektiv.

© Amina Minou Reifenauer - Ben Hassen

3. Sharing is caring – Wir müssen mit anderen darüber sprechen

 

Ein Schritt, der mir hilft, mich weniger hilflos und alleine zu fühlen, ist, meine Gedanken mit Menschen zu teilen, die meine Sorgen verstehen und nachempfinden können. Als Zillennial empfinde ich es als megawertvoll, mich mit anderen jungen Menschen auszutauschen.

In solchen Gesprächen merke ich dann sehr schnell, dass wir uns zwar in einer ziemlichen Misere befinden, aber dass wir da eben nicht alleine durch müssen.

Daraus ergibt sich: gemeinsam laut sein. Gemeinsam lässt es sich auf jeden Fall besser demonstrieren, als alleine. That’s a fact. Und gerade in solchen Momenten ist es mir wichtig, Vertrauenspersonen um mich zu haben, mit denen ich meine Sorgen, meine Wut und meinen Kampfgeist teilen kann.

4. Laut-sein ist anstrengend – Wir dürfen nicht auf unsere mentale Gesundheit vergessen

 

Der Austausch und das Laut-sein sind anstrengend. Die Uhr schlägt fünf nach zwölf und weil wir in der Klimakrise vor allem gegen die Zeit spielen, vergessen wir oft die unsichtbare Last, die auf unseren Schultern liegt. Wir vergessen, dass wir junge Menschen sind. Schüler*innen, Lehrlinge, Student*innen, die diese Last ab und zu gerne mal ablegen wollen.

 

© Amina Minou Reifenauer - Ben Hassen

Ich finde, und das ist auch eine meiner Methoden, dass es wichtig ist, einen Weg für sich selbst zu finden, um für einen Moment innezuhalten, um auf sich und die eigenen Bedürfnisse zu hören. Um kämpferisch und laut und entschlossen zu sein, ist es wichtig, das eigene Wohlbefinden von Zeit zu Zeit zur obersten Priorität zu machen.

Das gestaltet sich natürlich für jede Person anders. Für mich (siehe Punkt 1) bedeutet das zum Beispiel, mir eine Pause von Instagram und Co. zu nehmen, damit die Informationen in dieser Zeit nicht so widerstandslos auf mich einprasseln können.

Die neuen Lebensweisen können wir nur gemeinsam meistern

Die Entwicklungen unseres Klimas sind ziemlich besorgniserregend. Ich glaube, uns allen fällt es von Zeit zu Zeit schwer, über die Klimakrise nachzudenken und dabei optimistisch zu bleiben, wenn doch die Realität alles andere als rosig aussieht.

© Amina Minou Reifenauer - Ben Hassen

Trotzdem bin ich fest davon überzeugt: Wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, mit anderen darüber sprechen und uns Gehör verschaffen, dabei trotzdem nicht auf unser eigenes Wohl vergessen, dann sind wir gewappnet(er) für die neuen Lebensweisen, die mit der Klimakrise einhergehen. Ich glaube, dass es vor allem uns jungen Menschen guttut, ein Wir-Gefühl zu verspüren, um die Vision einer lebenswerten Zukunft im Auge zu behalten.

 

 

Über die Fotografin:

Amina Minou Reifenauer – Ben Hassen arbeitet mit den Medien Fotografie und Tanz. Transformation und der Prozess der Materialisierung spielen in ihrer Arbeit eine zentrale Rolle. In ihrer jüngsten fotografischen Praxis hat sie die Möglichkeiten der Abstraktion kennengelernt, indem sie die Dunkelkammer als einen von der Illusion der Perfektion befreiten Raum nutzt. Ihre Arbeiten sind auf @minougeatrois zu finden.

Über Marielle

Als Studentin der Afrikawissenschaften fokussiert sich Marielle in ihrer politischen Arbeit vor allem auf Rassismus(geschichte), Intersektionalität und Klasse.
Ihre Erfahrungen und Gedanken zu gesamtgesellschaftlichen Themen teilt sie auf ihrem Instagram-Account @blackradicalwoman.